Themen der aktuellen Ausgaben

 

Stellenwert des Benchmarking für die Intensivmedizin


"So werde ich als Spinner bezeichnet, wenn ich öffentlich fordere, dass sich ein Krankenhaus nur dann seiner Qualität sicher sein kann, wenn es ... seine Ergebnisse feststellt, diese Ergebnisse analysiert, um Stärken und Schwächen herauszufinden, ... die Ergebnisse mit denen anderer Krankenhäuser vergleicht, ... die öffentliche Meinung nicht nur für Erfolge, sondern auch für Fehler akzeptiert ..." (Codman EA, Surg Gynecol Obstet 1914)

Definition des Begriffs "Benchmarking"

Benchmarks sind repräsentative Bewertungsmaßstäbe, mit denen die Qualität von Leistungen, sowohl in Form von Produkten, als auch von Strukturen und Prozessen, gemessen werden können. Voraussetzung des Benchmarkings ist die Erkenntnis, dass ohne eine Kontrolle der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität eine Verbesserung der eigenen Leistungsfähigkeit nicht möglich ist. Als Maßstab eignen sich vergleichbare Produkte oder Einrichtungen, Prozesse oder auch theoretische Vorgaben, wie z.B. Standards oder Leitlinien.

Benchmarking in der Intensivmedizin – wie weit sind wir?

Die Determinanten der Ergebnisqualität im Krankenhaus und insbesondere in der Intensivmedizin sind im Wesentlichen bekannt (Abbildung 1). In Deutschland existieren jedoch keine umfassenden Initiativen, die Patientenpopulationen auf den verschiedenen Intensivstationen strukturiert beschreiben. Maßnahmen zur Überwachung oder Verbesserung der Struktur-, Prozess- oder Ergebnisqualität werden derzeit nicht getroffen, die Anzahl der Intensivbetten kann nur geschätzt werden. Somit fehlen - von einigen Ausnahmen abgesehen - die Grunddaten für interne oder externe Qualitätsvergleiche.

Andere europäische Länder, wie die Schweiz und Österreich, sind in der Entwicklung deutlich weiter. In der Schweiz sind Intensivstationen akkreditiert und die Patienten werden nach Pflegeaufwand kategorisiert. Diese "Zulassung" wird regelmäßig überprüft und die Kostenerstattung ist abhängig von der Kategorisierung der Patienten (A. Frutiger, Schweiz Med Wochenschr 1999; 129:1592). Im internationalen Vergleich besticht die Schweiz zusätzlich durch die größte Anzahl an intensivmedizinischen Publikationen pro Einwohner (M. Shahla, Intensive Care Med 1995; 21:7-10) – ein Maß für Prozessqualität (Abbildung 2). Deutschland belegt in diesem europäischen Vergleich den letzten Platz. In Österreich wird seit einigen Jahren zumindest auf den Intensivstationen der SAPS II und TISS-28 regulär erfasst. Die Grundlagen für einen Leistungs- und Qualitätsvergleich sind somit dort vorhanden.

Von der amerikanischen Fachgesellschaft – Society of Critical Care Medicine - liegen ebenfalls Richtlinien zur Strukturqualität von Intensivstationen vor (American College of Critical Care Medicine, Crit Care Med 2003; 31:2677). Diese sind jedoch bislang noch ohne bindenden Charakter für die einzelnen Intensivstationen und gehen über den Grad einer unverbindlichen Empfehlung nicht hinaus (Graf, Crit Care Med 2003; 31:2709).

Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...

Tags: intensiv-news benchmarking kosten organisationsstruktur 

© Medicom VerlagsgmbH

 
Medicom

Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.

Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.

  • ÖsterreichÖsterreich
  • ÖsterreichDeutschland
  • ÖsterreichSchweiz
  • ÖsterreichAndere