Entwarnung, dass Diuretika bei Patienten mit akutem Nierenversagen toxisch sein könnten?

In den letzten Jahren ist eine teils heftig geführte Kontroverse entbrannt, ob Diuretika beim Intensivpatienten (also vor allem Schleifendiuretika) toxisch sind und nicht mehr eingesetzt werden sollten. Diese Diskussion wurde geschürt durch die Studie von Metha (JAMA 2002; 288:2547; siehe auch Intensiv-News 1/03), eine Kohortenanalyse, in der an 552 Patienten mit akutem Nierenversagen (ANV) gezeigt wurde, dass jene Patienten, die Diuretika erhalten haben, eine deutliche höhere Mortalität aufgewiesen haben, wobei der Schweregrad der Erkrankung berücksichtigt wurde.

Sicherlich war diese Studie nicht die erste, die gegen die Verwendung von Furosemid bei Intensivpatienten gesprochen hat. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass unter Furosemid eine Verschlechterung der Nierenfunktion auftritt (z.B. Solomon R. N Engl J Med 1994; 331:1416; Lassnigg A. JASN 2000; 11:97; oder gerade rezent Lombardi R; Ren Fail 2003; 25:775) bzw. die Prognose der Patienten nicht verbessert (Shilliday IR. NDT 1007; 12:2592).

Diese fehlenden oder sogar negativen Effekte von Diuretika sind insofern erstaunlich, als tierexperimentell sehr wohl ein renoprotektiver Effekt nachweisbar ist. Dies wurde auf eine durch Hemmung des Natriumtransportes bedingte Verminderung des tubulären Sauerstoffbedarfs, damit einer Verminderung ischämischer Schäden, einem Auswascheffekt bei tubulärer Obstruktion und hämodynamischer Effekte mit Verbesserung der kortikalen Durchblutung zurückgeführt.