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Randomised controlled trial of brief psychological intervention after deliberate self poisoning.


Randomised controlled trial of brief psychological intervention after deliberate self poisoning.

Guthrie E, Kapur N, Mackway-Jones K, et al.                                                                                                                         BMJ 2001; 325:1-5

School of Psychiatry and Behavioural Sciences, University of Manchester, Rawnsley Building, Manchester Royal Infirmary, Manchester M13 9WL.

OBJECTIVES: To determine the effects of a brief psychological intervention (brief psychodynamic interpersonal therapy) for patients after deliberate self poisoning compared with usual treatment. To compare the impact of the active intervention and usual treatment on patients´ satisfaction with care.
DESIGN: Randomised controlled trial.
PARTICIPANTS: 119 adults who had deliberately poisoned themselves and presented to the emergency department of a teaching hospital.
SETTING: Community based study.
INTERVENTIONS: Four sessions of therapy delivered in the patient´s home. Control patients received "treatment as usual", which in most cases consisted of referral back to their general practitioner.
OUTCOME MEASURES: Severity of suicidal ideation six months after treatment as assessed by the Beck scale for suicidal ideation. Secondary outcome measures at six month follow up included depressive symptoms as measured by the Beck depression inventory, patient satisfaction with treatment, and self reported subsequent attempts at self harm. Results: Participants randomised to the intervention had a significantly greater reduction in suicidal ideation at six month follow up compared with those in the control group (reduction in the mean (SD) Beck scale 8.0 v 1.5). They were more satisfied with their treatment and were less likely to report repeated attempts to harm themselves at follow up (proportion repeating 9% v 28% in control group; difference 19%, 95% confidence interval 9% to 30 %, P=0.009).
CONCLUSIONS: Brief psychodynamic interpersonal therapy may be a valuable treatment after people have deliberately tried to poison themselves.


Zur Problematik der Versorgung von Patienten nach Suizidversuch: Notfallmedizinische und psychiatrische Aspekte

1. Einleitung

Suizidversuche sind ein häufiger Aufnahmegrund an notfallmedizinischen Abteilungen und lösen bei Ärzten und Pflegepersonal aller Disziplinen ambivalente Gefühle von Betroffenheit, Angst, Unverständnis, Wut oder Hoffnungslosigkeit aus. Die Behandlung von Patienten mit vorsätzlicher Selbstverletzung steht im Spannungsfeld von somatischer Stabilisierung, Betreuung von Angehörigen und psychiatrischer Begutachtung mit Initiierung einer allenfalls erforderlichen Krisenintervention und spezifischen Behandlungen. Eine enge Kooperation von Innerer Medizin und Psychiatrie ist zur optimalen Behandlung dieser Patienten anzustreben. Angesichts der hohen Rezidivrate müssen alle Anstrengungen der Suizidprävention gelten. Die komplexe Ätiologie suizidalen Verhaltens, limitierte finanzielle und personelle Kapazitäten sowie offene Fragen hinsichtlich der Effektivität spezifischer Strategien erschweren jedoch die Entwicklung einheitlicher Strategien.

2. Suizidalität: Epidemiologie, Verlauf und Prädiktoren

Suizidalität wird heute als mehrdimensionales Geschehen verstanden, das auf komplexe Interaktionen psychologischer, sozialer, biologischer, genetischer und Umweltfaktoren zurückzuführen ist. Einschätzungen der WHO zufolge begingen im Jahr 2000 etwa eine Million Menschen weltweit Suizid. Der Selbstmord ist damit eine der zehn häufigsten (innerhalb der Altersgruppe der 15- bis 35-Jährigen sogar eine der drei häufigsten) Todesursachen und stellt, abgesehen von der individuellen menschlichen Katastrophe, einen wesentlichen gesundheitsökonomischen Belastungsfaktor dar. Die häufigste Suizidmethode ist die vorsätzliche Vergiftung. Laut WHO lag die Suizidrate in Österreich im Jahr 1999 bei 28,7 (Männer) bzw. 10,3 (Frauen) pro 100 000 Einwohner. Katamnestische Untersuchungen belegen die beträchtliche Rezidivgefahr suizidaler Handlungen. Bis zu 50% aller Suizidpatienten unternehmen in den auf den Suizidversuch folgenden zehn Jahren mindestens einen erneuten Selbstmordversuch, wobei die Suizidgefahr im ersten Jahr nach einem Suizidversuch als am größten angegeben wird. Bei 5-10% dieser Patienten ist der neuerliche Selbstmordversuch tödlichen Ausganges. Als häufigste psychiatrische Diagnose bei Suizidpatienten findet sich in verschiedenen Studien die einer depressiven Störung (je nach untersuchter Stichprobe zwischen 30 und 90%), gefolgt von Suchterkrankungen (bis zu 75%), Psychosen (bis zu 25%) und Persönlichkeitsstörungen (ebenfalls bis zu 25%). Auch körperliche Erkrankungen finden sich gehäuft bei Suizidpatienten und dürften insbesondere bei den über-60-Jährigen eine Rolle spielen. Einige demographische und klinische Charakteristika wurden als Risikofaktoren suizidalen Verhaltens identifiziert, wenngleich Prädiktorenanalysen insgesamt zu wenig konsistenten Ergebnissen führten. Epidemiologischen Studien zufolge werden Suizidversuche häufiger von Frauen sowie von jüngeren Altersgruppen (zwischen 15 und 34 Jahren) unternommen, während für Suizide das männliche Geschlecht und höhere Altersgruppen (jenseits des 50. Lebensjahres) überwiegen. Ein gesicherter Zusammenhang besteht zwischen Suizid(versuch) und Arbeitslosigkeit. In bis zu 80% der Fälle geht einem Suizidversuch ein akutes lebensgeschichtliches Ereignis, häufig in Form eines Trennungserlebnisses, voraus. Auf dem Boden einer bestehenden individuellen Vulnerabilität kann solch ein akuter psychosozialer Stressor schließlich das suizidale Verhalten triggern. Als wesentliche Prädiktoren suizidalen Verhaltens wurden außerdem ein vorangegangener Suizidversuch, eine psychiatrische Vorbehandlung, sowie das Bestehen einer Suchterkrankung oder einer Persönlichkeitstörung genannt.

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Tags: intensiv-news psychiatrie notfallmedizin suizid 

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