INTENSIV-News
Lack of effect of induction of hypothermia after acute brain injury.
Clifton GL, Miller ER, Choi SC, et al. N Engl J Med 2001; 344:556-63
Vivian L Smith Center for Neurologic Research, Department of Neurosurgery, University of Texas-Houston Medical School, 77030, USA.
BACKGROUND:
Induction of hypothermia in patients with brain injury was shown to
improve outcomes in small clinical studies, but the results were not
definitive. To study this issue, we conducted a multicenter trial
comparing the effects of hypothermia with those of normothermia in
patients with acute brain injury.
METHODS: The study subjects were
392 patients 16 to 65 years of age with coma after sustaining closed
head injuries who were randomly assigned to be treated with hypothermia
(body temperature, 33 degrees C), which was initiated within 6 hours
after injury and maintained for 48 hours by means of surface cooling, or
normothermia. All patients otherwise received standard treatment. The
primary outcome measure was functional status six months after the
injury.
RESULTS: The mean age of the patients and the type and
severity of injury in the two treatment groups were similar. The mean
(+/-SD) time from injury to randomization was 4.3+/-1.1 hours in the
hypothermia group and 4.1+/-1.2 hours in the normothermia group, and the
mean time from injury to the achievement of the target temperature of
33 degrees C in the hypothermia group was 8.4+/-3.0 hours. The outcome
was poor (defined as severe disability, a vegetative state, or death) in
57 percent of the patients in both groups. Mortality was 28 percent in
the hypothermia group and 27 percent in the normothermia group (P=0.79).
The patients in the hypothermia group had more hospital days with
complications than the patients in the normothermia group. Fewer
patients in the hypothermia group had high intracranial pressure than in
the normothermia group.
CONCLUSIONS: Treatment with hypothermia,
with the body temperature reaching 33 degrees C within eight hours after
injury, is not effective in improving outcomes in patients with severe
brain injury.
Die Studie von Clifton et al. widerlegt scheinbar eine von vielen
Experten über lange Zeit aufrechterhaltene Hypothese, nämlich dass im
klinischen Bereich eingesetzte Hypothermie neuroprotektive Wirkungen bei
einem durch Ischämie und Hypoxie bedrohten Gehirn besitzt. Diese
Hypothese begründet sich auf der Beobachtung, dass Hypothermie unter
vielerlei experimentellen und klinischen Bedingungen eine deutliche, und
vor allem auch verschiedensten pharmakologischen Interventionen
überlegene Neuroprotektivität gezeigt hat. Es ist nach wie vor unter
keinen anderen Umständen möglich, einen Kreislaufstillstand von bis zu
einer Stunde, wie es zum Beispiel bei Operationen an der thorakalen
Aorta erforderlich ist, weitgehend neurologisch unbeschadet zu
überstehen, als unter tiefer Hypothermie (1). Weiters gibt es nunmehr
bereits zahlreiche Fallberichte von Patienten, die unter tiefer
Hypothermie über mehrere Stunden dauernde mechanisch-medikamentöse
Reanimationen mit gutem neurologischem Endergebnis überstanden haben
(2,3).
Einige der Wirkungsmechanismen von verschiedenen Graden
von Hypothermie konnten experimentell aufgeklärt werden. Milde bis
moderate Hypothermie übt ihre neuroprotektive Wirkung vorwiegend über
eine Hemmung der Freisetzung des Neurotransmitters Glutamat aus, der
während einer zerebralen Ischämie in neurotoxischen Konzentrationen im
Gehirn auftritt (4, 5). Die Hemmung der ischämisch bedingten exzessiven
Glutamatfreisetzung durch moderate Hypothermie ist pharmakologischen
Interventionen (z. B. Blockierung des Funktionsstoffwechsels durch
Barbiturate oder Isofluran) bei weitem überlegen (6). Weiters reduziert
Hypothermie die durch freie Sauerstoffradikale vermittelte
Phospholipidoxidation, was zur Aufrechterhaltung der Zellintegrität
während der Ischämiekaskade beiträgt. In vitro und in vivo konnte
gezeigt werden, dass die Ischämietoleranz des Gehirns durch milde bis
moderate Hypothermie verbessert werden kann (5, 7). Bei der tiefen bis
profunden Hypothermie kommt dann zusätzlich die Reduktion des
Strukturstoffwechsels des Gehirns als Wirkungsmechanismus zum Tragen
(8).
Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...
Tags: intensiv-news neurologie hypothermie schädel-hirn-trauma
Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.