Themen der aktuellen Ausgaben

 

Wachstumshormone bei Intensivpatienten?


Die Katze ist aus dem Sack! Bereits 1997 hatte die Firma Pharmacia-Upjohn darauf aufmerksam gemacht, daß in zwei Studien die Gabe eines rekombinant hergestellten Wachstumshormons (rh-GH) (Genotropin, 3 IU/mg) zu einer erhöhten Mortalitätsrate bei Intensivpatienten geführt hat. Die Firma warnte deswegen vor dem Einsatz von rh-GH bei Intensivpatienten. Im New England Journal of Medicine vom 9. September 1999 (1) mit dazugehörigem Kommetar (2) sind nun die Ergebnisse von zwei unabhängig durchgeführten Studien mit Wachstumshormon an Intensivpatienten, einer multinationalen (285 Patienten) und einer finnischen Studie (247 Patienten), publiziert. In beiden Studien war die Mortalität in der Verum Gruppe ungefähr doppelt (!!) so hoch wie in der Placebo Gruppe (44 vs 18 % in der multinationalen und 39 vs. 20 % in der finnischen Studie).

Wie war der Studienaufbau? Eingeschlossen wurden Patienten (a:18-80) nach abdominalen oder kardialen Eingriffen, nach einem Polytrauma oder mit einem akuten respiratorischen Problem. Es wurden nur solche Patienten aufgenommen, von denen angenommen wurde, daß sie mindestens 10 Tage auf der Intensivstation bleiben werden. Die Patienten erhielten täglich eine subkutane Gabe von Wachstumshormon, die erste Dosierung erfolgte im Schnitt zwischen dem 5. und 7. Aufenthaltstag in der ICU.

In der multinationalen Studie traten fast alle Todesfälle innerhalb der ersten 10 Tage der Behandlung auf, während in der finnischen Studie die Hälfte der Todesfälle innerhalb der ersten 10 Tage, und die restlichen Todesfälle mehr als 3 Wochen nach Beginn der rh-GH Therapie (also bereits nach Ende der Behandlung) beobachtet wurden. Todesursachen waren vor allem Multiorganversagen, septischer Schock oder nicht mehr kontrollierbare Infektionen. Diese Todesursachen waren kennzeichnend für die Patienten mit rh-GH Therapie. Überlebende unter rh-GH hatten eine längere Krankenhausaufenthaltszeit mit einer länger andauernden künstlichen Beatmung und einem höheren TISS-Score. Patienten unter rh-GH hatten höhere Blutglukosewerte, einen höheren Insulinbedarf, aber eine verbesserte Stickstoffbilanz. Die mittlere Energiezufuhr lag in beiden Gruppen um 1700 kcal, die tägliche N-Zufuhr bei 15 g (entsprechend einer Aminosäurezufuhr von 100 g/Patienten und Tag).

Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...

Tags: intensiv-news polytrauma lungenfunktionsstörung wachstumshormone 

© Medicom VerlagsgmbH

 
Medicom

Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.

Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.

  • ÖsterreichÖsterreich
  • ÖsterreichDeutschland
  • ÖsterreichSchweiz
  • ÖsterreichAndere