INTENSIV-News
Das Multiorganversagen als Indikator einer äußerst ungünstigen Prognose von Patienten mit diabetischer Ketoazidose
Elisabeth Oschatz, Marcus Müller, Harald Herkner und Anton N. Laggner Wien Klin Wochenschr 1999; 15:590-595
HINTERGRUND: Evaluierung von prognostischen Faktoren von Patienten mit diabetischer Ketoazidose (DKA).
DESIGN: Retrospektive Kohortenstudie.
PATIENTEN
UND METHODEN: Es wurden alle Patienten, die mit DKA an der
Notfallaufnahme des Wiener Allgemeinen Krankenhauses von 1.1.1994 bis
30.9.1998 aufgenommen wurden, eingeschlossen. Die Patienten wurden nach
einem speziellen Protokoll behandelt. Anamnese, klinische Symptome,
Laborparameter, Blutgasanalyse, der "Multiorgan failure (MOF) score" und
die Therapie wurden dokumentiert. Die Patienten wurden bis zur
Entlassung bzw. Tod nachverfolgt. Für den Gruppenvergleich wurde der
Mann Whitney U-Test verwendet.
RESULTATE: Während des
Studienzeitraumes wurden 21 Patienten mit DKA (weiblich: 10; Alter: 42
Jahre; IQR 31 bis 58) aufgenommen. Alle Patienten hatten einen
insulinpflichtigen Diabetes mellitus und wurden nach dem
standardisierten Protokoll behandelt. Während des Spitalaufenthaltes
starben 6 Patienten (29%). Die Verstorbenen hatten signifikant höhere
MOF Scores bei Aufnahme (5 vs. 2, p < 0,001) und nach 24 Stunden (4
vs. 0, p < 0,01). Außerdem wiesen sie signifikant höhere Spiegel von
GOT (64 vs. 8 U/l), GPT (28 vs. 11 U/l), ), BUN (34,63 vs. 12,14
mmol/l), Kreatinin (291,7 vs. 150,3 mmol/l), Amylase (315 vs. 78 U/l)
und Lipase (573 vs. 122 U/l) als die Überlebenden (p < 0,05) bei
Aufnahme auf und hatten zusätzlich nach 24 Stunden eine signifikant
höhere Flüssigkeitsbilanz (8,00 vs. 4,75 l, p < 0,05). Hinsichtlich
aller anderen Parameter gab es zwischen den Gruppen keine signifikanten
Unterschiede.
KONKLUSION: Das Auftreten eines Multiorganversagens ist
häufig bei Patienten mit diabetischer Ketoazidose und muß als
prognostisch äußerst ungünstiger Faktor gewertet werden.
Hatte man ursprünglich geglaubt, daß durch Entdeckung und freie
Verfügbarkeit des Insulins das Problem des Diabetes mellitus weitgehend
gelöst wäre, wurde man sehr rasch eines Besseren belehrt. Ähnlich
vertraten verschiedene Autoren die Ansicht, daß durch die moderne
Akut-Therapie die Gefährlichkeit des ketoazidotischen diabetischen Komas
(KADC) Vergangenheit wäre und daß KADC Patienten nur noch in
Einzelfällen eine schlechte Prognose hätten. Ganz im Gegenteil zu diesen
optimistischen Annahmen zeigt die Arbeit aus der Notfallaufnahme des
AKH Wien überzeugend, daß
a.) das KADC eine wichtige Ursache für die Ausbildung eines Multiorgan-Dysfunktionssyndromes (MODS) darstellt und
b.) Patienten mit KADC eine unerwartet hohe Letalität aufweisen.
Dieser
Sachverhalt mag wohl auch ein Selektionsproblem darstellen, da an
dieser Notfallaufnahme nur sehr schwere Fälle behandelt werden, könnte
aber auf zwei Ursachenbereiche zurückzuführen sein, auf KADC assoziierte
Faktoren und sonstige begleitende Probleme, insbesondere Aspiration und
Infektionen.
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Tags: intensiv-news multiorganversagen ketoazidose diabetologie
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