INTENSIV-News
Individualisierung der Therapie, das ist DAS Schlagwort in der
Intensivmedizin der letzten Jahre. Retrospektiv muss man sich fragen,
warum wir Krankheiten und nicht immer schon kranke, also individuelle
Personen behandelt haben, ist es – wie auch bei anderen
Paradigmenwechseln – völlig unverständlich, warum nicht immer schon der
einzelne, immer einzigartige Patient im Fokus der Behandlung gestanden
ist.
Seien wir uns ehrlich, ist er eben nicht gestanden.
Intensivmedizin war zunächst eine (limitierte) Erfahrungsmedizin. Mit
zunehmender wissenschaftlicher Fundierung ist sie in den 70er und 80er
Jahren eine pathophysiologisch orientierte Medizin geworden. Wenn ein
Patient einen hohen systemischen Gefäßwiderstand hatte, wurde er
gesenkt, das war das Therapieziel, wir haben also physiologische Größen
oder Laborwerte behandelt.
Diese Denkweise wurde dann abgelöst
in den 90er Jahren durch die Evidence Based Medicine (EBM), die ein ganz
anderes theoretisches Konzept verfolgt. Im Wesentlichen ist dies ein
probabilistischer Ansatz, hier geht es um „harte Outcome-Parameter“ und
nicht um die Pathophysiologie. Wenn eine Therapie in einer
randomisiert-kontrollierten Studie zu signifikanten Änderungen geführt
hat, ist sie wirksam, die Ursache dafür jedoch nicht entscheidend. Alle
diese wissenschaftlichen Entwicklungen haben nicht den einzelnen
Patienten im Fokus gehabt oder sogar verdrängt.
Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...
Tags: intensiv-news intensivmedizin individualisierte therapie syndrome symptome präzisionsmedizin
Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.