INTENSIV-News
Acetaminophen for fever in critically ill patients with suspected infection.
Young P, Saxena M, Bellomo R, Freebairn R, Hammond N, van Haren F, Holliday M, Henderson S, et al. N Engl J Med 2015; 373:2215-24
Es ist schon bemerkenswert: Fieber ist eines der zentralen Symptome des
akut-kranken Patienten, war in der Geschichte der Medizin das wichtigste
Symptom überhaupt und dennoch gibt es heute keine systematischen,
strukturierten Empfehlungen, Algorithmen, wie wir mit dem Phänomen
„Temperatursteigerung“ umgehen sollen. Das Wort „Fieber“ kommt
beispielsweise in den Sepsis-Guidelines gar nicht vor.
Wir müssen
zwischen „Fieber“, dem physiologischen Reset der Thermoregulation durch
exogene/endogene Pyroxine, von der „Hyperthermie“, der pathologischen
Entgleisung der Temperaturregulation (durch neurologische Störungen,
Trauma, Intoxikation, Hyperosmolalität u. a.) unterscheiden. Schließlich
gibt es noch die hyperpyrektischen Syndrome (wie die maligne
Hyperthermie, das Neuroleptikasyndrom u. a.), die eine chaotische
Entgleisung der Thermoregulation mit exzessivem Temperaturanstieg (>
40.5 °C) und einen medizinischen Notfall darstellen.
Fiebersenkung
bei „Hyperthermie“, also der pathologischen Dysregulation, vorwiegend
bei neurologischen/ neurotraumatischen Zustandsbildern – nicht Thema
dieser Diskussion – galt bislang meist als obligate Therapiemaßnahme.
Aber selbst in den neurologischen Indikationen ist die Fiebersenkung zu
einem umstrittenen Thema geworden. Eine Senkung der (zerebralen)
Temperatur kann zu einer Reduktion der zerebralen Perfusion und
Sauerstoffversorgung führen (Schiefecker AJ, Crit Care 2013; 17:R88) und
insbesondere bei zerebralen Infektionen die Prognose verschlechtern
(Saxena M; Intensive Care Med 2015; 41:823; Mourvillier B; JAMA 2013;
310:2174).
Hier soll jedoch vom „Fieber“ im eigentlichen Sinne
gesprochen werden, also der durch eine Infektion bedingten Umstellung
der Thermoregulation mit Erhöhung der Körpertemperatur auf
definitionsgemäß < 38.3 °C. Es kann keinen Zweifel darüber geben,
dass Fieber einen physiologischen Mechanismus zur Verbesserung der
Immunkompetenz, zur Beherrschung einer Infektion darstellt (siehe auch
IntensivNews 2014; Heft 2). Unter anderem hemmt Fieber die Replikation
von Viren, erhöht die bakterielle Clearance, steigert die Synthese von
Antikörpern und Zytokinen und erhöht die zellprotektive
Hitze-Schock-Antwort.
Fieber kann jedoch auch mit massiven
Nachteilen für den Patienten verbunden sein, je nach Höhe und Dauer
„maladaptativ“ wirksam werden (Tabelle).
Daher geht es um eine
Abwägung zwischen den Vor- und Nachteilen von Fieber, um die Frage, bei
welchem Patienten mit Infektionsfieber, bei welcher Höhe oder Dauer des
Fiebers, wie – pharmakologisch oder physikalisch –, wann und bis zu
welchem Zielwert eine Temperaturreduktion vorgenommen werden sollte.
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Tags: intensiv-news fieber infektionen fiebersenkung hypothermie
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