INTENSIV-News
High-volume plasma exchange in patients with acute liver failure: An open randomised controlled trial.
Larsen FS, Schmidt LE, Bernsmeier C, Rasmussen A, Isoniemi H, Patel VC, Triantafyllou E, et al. J Hepatol 2016; 64:69-78
Mit juveniler Leidenschaft kann das akute Leberversagen (ALV) als
Orchidee unter den Lebererkrankungen an der Intensivstation betrachtet
werden: Unglaublich faszinierend, aber auch unglaublich selten. Rund 2-6
Personen pro einer Million Einwohner sind in unseren Breiten pro Jahr
davon betroffen.
Abzugrenzen ist das ALV insbesondere im
intensivmedizinischen Bereich vom akut-auf-chronischen Leberversagen
(Organversagen bei Patienten mit Leberzirrhose) und sekundär erworbenen
Leberfunktionsstörungen wie der Schockleber und im Rahmen von kritischer
Erkrankung erworbenen cholestatischen Veränderungen, wobei die
Schockleber durchaus auch die Kriterien des ALV erfüllen kann.
Das
ALV ist eines der schwerwiegendsten Krankheitsbilder, mit denen Ärzte
an Intensivstationen konfrontiert sind. In Folge der massiven
Beeinträchtigung oder des Ausfalls der Leberfunktion kommt es zu einer
konsekutiven Beeinträchtigung verschiedenster Organfunktionen
(Gerinnungsstörung, hepatische Enzephalopathie etc.) bis hin zur
Entwicklung eines Multiorganversagens. Definitionsgemäß wird die
Diagnose des ALV gestellt bei Patienten ohne Leberzirrhose (Ausnahme
Autoimmunhepatitis mit einer Krankheitsdauer von < 6 Monaten,
vertikal erworbener Hepatitis B und M. Wilson) mit einer eingeschränkten
Lebersyntheseleistung (INR > 1,5) sowie dem Vorhandensein einer
hepatischen Enzephalopathie bei einer Krankheitsdauer von weniger als
3-6 Monaten (Lee WM; Hepatology 2008; 47:1401; Bernal W; N Engl J Med
2013; 370:1170).
Im Laufe der letzten Jahrzehnte konnte durch
verschiedene Maßnahmen die Mortalität dieses schwerwiegenden
Krankheitsbildes von über 80 Prozent auf rund 25 Prozent gesenkt werden
(Bernal W; J Hepatol 2013; 59:74). Hierbei sind neben der
Lebertransplantation drei Faktoren besonders hervorzuheben: Die
intensivmedizinische Betreuung, die Verabreichung von N-Acetylcystein
sowie der Einsatz von extrakorporalen Verfahren (Bernal W; J Hepatol
2015; 62[Suppl 1]:S112).
Während es zur intensivmedizinischen
Betreuung sowie zum Einsatz von N-Acetylcystein (bei jedem Patienten mit
ALV verabreichen, zumindest solange eine Paracetamol-Intoxikation nicht
ausgeschlossen ist) wenig Kontroversen gibt, wird das Thema
extrakorporale Verfahren bei ALV kontrovers diskutiert. Dies liegt nicht
zuletzt an einem Mangel an entsprechenden wissenschaftlichen Daten.
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Tags: intensiv-news hepatologie leberversagen plasmaaustausch
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