Themen der aktuellen Ausgaben

 

Intensivstation

Auffangnetz medizinischer Katastrophen?


Iatrogenic events contributing to ICU admission: A prospective study.

Mercier E, Giraudeau B, Giniès G, et al.                                                                                                         Intensive Care Med 2010; 36:1033-7

Service de Réanimation Médicale, Université François Rabelais, Hôpital Bretonneau, CHRU, 37044, Tours Cedex 9, France.


Die Aufnahme an eine Intensivstation setzt eine kritische Situation mit einem drohenden oder bereits vorhandenen Ausfall von Organfunktionen und möglichen schweren Folgeschäden oder Todesfolge voraus. Sofern die Aufnahme eines Patienten an die Intensivstation diesen Kriterien entspricht, stellt sie einen einfachen Maßstab für den Schweregrad einer Erkrankung dar.

Diese neue Studie aus Frankreich widmet sich einer Patientengruppe, in der nicht eine Erkrankung an sich, sondern die Folgen einer Behandlung zu einer Intensivstationsaufnahme geführt haben. So betrachtet stellt die Intensivstationsaufnahme einen Maßstab für den mit einer Behandlung entstandenen Schaden dar. Oder noch präziser, für den in einem medizinischen Prozess entstandenen Schaden, der nicht durch den Verlauf der Erkrankung an sich zu erklären ist. Mit dieser Formulierung wird ein iatrogenes Ereignis definiert.

Wie die Studie von Mercier et al. zeigt, treten iatrogene Ereignisse mit der Konsequenz einer Intensivstationsaufnahme häufiger als vermutet auf und stellen ein offensichtlich unterschätztes Problem dar. In dieser monozentrischen Studie in einer sehr großen Intensivstation (27 Betten) war für nahezu ein Fünftel der Intensivstationsaufnahmen ein iatrogenes Ereignis als Auslöser zu identifizieren. 28% der betroffenen Patienten wurden von zu Hause an die Intensivstation aufgenommen, der Großteil der Ereignisse war jedoch einem Ablauf im Krankenhaus zuzuordnen.

Es gibt nicht viele Studien, die sich mit der Frage Intensivstationsaufnahme als Folge eines Behandlungsproblems befasst haben, die Resultate der aktuellen Arbeit fügen nun dem zunehmend als dringlich erkannten Thema der Patientensicherheit ein weiteres Kapitel hinzu.  
  
Während sechs Monaten wurden alle aufgenommenen Patienten hinsichtlich ihres Aufnahmegrunds analysiert und, falls die Kriterien für ein iatrogenes Ereignis (z. B. zeitlicher Zusammenhang zwischen einer Intervention und dem Auftreten eines Ereignisses) gegeben waren, durch eine Expertengruppe nochmals evaluiert. Am häufigsten führten Komplikationen durch Arzneimittelgaben zur Intensivstationsaufnahme, gefolgt von Komplikationen nach medizinischen und chirurgischen Prozeduren, exzessiver Verzögerung von Diagnose oder Behandlung und nicht-postoperativen nosokomialen Infektionen (siehe Tabelle).

Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...

Tags: intensiv-news station aufnahme organversagen 

© Medicom VerlagsgmbH

 
Medicom

Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.

Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.

  • ÖsterreichÖsterreich
  • ÖsterreichDeutschland
  • ÖsterreichSchweiz
  • ÖsterreichAndere