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Schlagzeilen aus der Endoskopie


Randomized controlled trial of early endoscopy for upper gastrointestinal bleeding in acute coronary syndrome patients.

Chung CS, Chen CC, Chen KH, Fang YJ, Hsu WF, Chen YN, Tseng WC, Lin CK, Lee TH,
Wang HP, Wu YW.

Sci Rep 2022; 12:5798

 

Kommentar:
Viele von uns sind zurückhaltend mit einer frühen Endoskopie, wenn Patienten mit akutem Koronarsyndrom und entsprechender Blutverdünnung im Gastrointestinaltrakt bluten. Das scheint falsch zu sein, diese Patienten profitieren von einer raschen, frühen Endoskopie im Vergleich zur PPI-Therapie hinsichtlich Blutungskontrolle, Bedarf an Blutkonserven, weniger Stent-Thrombosen und Rezidivblutungen, aber ohne signifikanten Einfluss auf Mortalität und Major-Komplikationen.


Disposable versus reusable gastroscopes: A prospective randomized noninferiority trial.      

Luo X, Ji M, Zhang S, Chen X, Zong Y, Zhang X, Hu H, Hao X, Shao L, Sun C, Shi H, et al.

Gastrointest Endosc 2022; 96: 50-26

 

Kommentar:
Es war zu erwarten: Nach dem Wegwerf-Duodenoskop gibt´s jetzt auch das Einmal-Gastroskop. Diskussionen zu Einsatzgebieten, zu Kosten und Ökologie sind vorprogrammiert. Zuerst wird die Frage zu klären sein, ob die Geräte mechanisch und optisch gleichwertig sind. Dann wird der Preis die mögliche Anwendungsbreite bestimmen. Ein kompletter Ersatz herkömmlicher Gastroskope erscheint nicht realistisch, aber vielleicht sind Patienten mit multiresistenten oder gefährlichen Keimen ein denkbares Verwendungsgebiet. Ökologisches Bewusstsein der Kunden wird die ressourcenbewusste Entsorgung durch die Hersteller unabdingbar machen. Und wir warten auf das Einmal-Coloskop …

 

Impact of artificial intelligence on miss rate of colorectal neoplasia.

Wallace MB, Sharma P, Bhandari P, East J, Antonelli G, Lorenzetti R, Vieth M,
Speranza I, et al.

Gastroenterology 2022; 163:295-304

 

Kommentar:
Methodisch brilliant (back to back, randomisiert) und ethisch herausfordernd (zweimalige Coloskopie) zeigt sich in dieser italienischen multizentrischen Studie die Vorsorge-/Überwachungs-Coloskopie mit Künstlicher Intelligenz (KI) zur Polypendetektion jener ohne KI klar überlegen. Allerdings werden wieder nicht die Fragen nach der Inzidenz von Intervallkarzinomen und der Mortalität am CRC beantwortet, die eine entsprechend lange Nachbeobachtung und größere Fallzahlen bräuchten.


Over-the-scope-clips versus standard treatment in high-risk patients with acute non-variceal upper gastrointestinal bleeding: A randomized controlled trial (STING-2) .  

Meier B, Wannhoff A, Denzer U, Stathopoulos P, Schumacher B, Albers D,
Hoffmeister A, et al.

Gut 2022; 71:1251-1258

 

Kommentar:
Noch reicht die Evidenz nicht, um der Blutstillung mit OTSC-Clips klar den Vorzug gegenüber herkömmlichen Methoden (konventionelle Clips) bei nichtvariköser oberer GI-Blutung mit hohem Rezidivrisiko geben zu können, aber es ist ein weiterer klarer Hinweis aus erfahrenen deutschen Zentren. Die kompliziertere Handhabe und die höheren Kosten sollte man mitbedenken.


Once-only colonoscopy or two rounds of fecal immunochemical testing 2 years apart for colorectal cancer screening (SCREESCO): Preliminary report of a randomized controlled trial.      

Forsberg A, Westerberg M, Metcalfe C, Steele R, Blom J, Engstrand L, Fritzell K, et al.

Lancet Gastroenterol Hepatol 2022; 7:513-521

 

Kommentar:
In Österreich stehen wir vor der Einführung eines strukturierten CRC-Screenings mit wahlweise zehnjährlicher Colo­skopie (wie bisher) oder zweijährlichem FIT-Stuhltest ab 45.

Interessant ist in dieser skandinavischen Studie die Beteiligung der Bevölkerung bei der Coloskopie von 35,1% und beim FIT von 55,5%. Die Karzinomrate war in beiden Gruppen relativ niedrig (0,16% bzw. 0,2%), die Rate fortgeschrittener Adenome in der Endoskopiegruppe mit 2,05% etwas höher als bei FIT mit 1,61%.

 In der Endoskopiegruppe kam es unter 16.555 Untersuchungen zu zwei Perforationen und 15 Majorblutungen.


Endoscopic full-thickness plication for the treatment of PPI-dependent GERD: Results from a randomised, sham controlled trial.

Kalapala R, Karyampudi A, Nabi Z, Darisetty S, Jagtap N, Ramchandani M, Gupta R,
Lakhtakia S, et al.

Gut 2022 Apr; 71:686-694

 

Kommentar:
Die Methode sucht seit 15 Jahren klinischer Anwendungen nach einer klaren Indikation. Solange kein signifikanter objektiver (= pH-metrischer) Erfolg nachweisbar ist, wird es schwierig bleiben, Akzeptanz zu finden, bedenkt man Preis und Aufwand.


Clip closure does not reduce risk of bleeding after resection of large serrated polyps: Results from a randomized trial. 

Crockett SD, Khashab M, Rex DK, Grimm IS, Moyer MT, Rastogi A, Mackenzie TA, et al.

Clin Gastroenterol Hepatol 2022; 20: 1757-1765

 

Kommentar:
Prophylaktisches Clipping zur Verhinderung einer Nachblutung nach Polypektomie bringt nach dieser Studie bei großen (>20 mm) serratierten Läsionen nichts (2,3% vs. 3,3%, n.s.), führte aber bei großen Adenomen zu einer Halbierung der verzögerten Nachblutungsrate (3,9% vs. 7,6%, p=0,03) und der Gesamtkomplikationsrate (5,5% vs. 10,6%, p=0,01). Das hinterlässt mich etwas ratlos.


Cold versus hot snare resection with or without submucosal injection of 6- to 15-mm colorectal polyps: A randomized controlled trial.    

Rex DK, Anderson JC, Pohl H, Lahr RE, Judd S, Antaki F, Lilley K, Castelluccio PF,
Vemulapalli KC.

Gastrointest Endosc 2022; 96:330-338

 

Kommentar:
Die kalte Schlinge baut ihre Indikationsbreite aus, in dieser Studie ist sie für nicht-gestielte Polypen bis 15 mm der ­heißen Schlinge überlegen. 


Risk of pancreatitis following biliary stenting with/without endoscopic sphincterotomy: A randomized controlled trial.   

Kato S, Kuwatani M, Onodera M, Kudo T, Sano I, Katanuma A, Uebayashi M, Eto K, et al.

Clin Gastroenterol Hepatol 2022; 20:1394-1403

 

Kommentar:
Nach dieser großen Studie an 300 Patienten mit biliärem Plastik-Stenting verringert eine biliäre Sphinkterotomie die Rate an post-ERCP-Pankreatitiden signifikant (3,9% vs. 20,6%, p<0,001), dafür gab es mehr Blutungen. Nachdem wir die PEP mehr fürchten und weniger beeinflussen können als die Blutung, sollten wir wohl biliäres Stenting ohne EPT sein lassen, wenn wir der pathophysiologischen Annahme einer Blockade der Pankreasgangmündung durch einen biliären Stent folgen.


Prim. Prof. Dr. Rainer Schöfl

4. Interne Abteilung, Gastroenterologie & Hepatologie,
Stoffwechsel & Ernährungsmedizin, Endokrinologie,
Ordensklinikum Linz,
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Tags: gastro&hepa-news gastroenterologie endoskopie schlagzeilen endoskopie-studien 

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