Sollten Gastroenterologen im Rahmen der Vorsorgecoloskopie auch die Prostata untersuchen?

Das Prostatakarzinom ist in ­Österreich die häufigste Krebserkrankung des Mannes und ist für 23% der Krebserkrankungen verantwortlich. Im Jahr 2015 erkrankten daran 4.854 Männer, 1.128 verstarben daran.

Die Neuerkrankungsrate lag bei 131 von 100.000 Männern, die Sterblichkeitsrate bei 37 von 100.000. In Österreich waren 2015 insgesamt 61.348 Männer erkrankt, bei 23.772 Männern wurde die Diagnose bereits 10 oder mehr Jahre zuvor gestellt. Durch vermehrtes PSA-Screening kam es oft zu einer sehr frühen Diagnosestellung, die sich in der Verteilung der Tumorstadien widerspiegelt: Etwa 60% aller Neudiagnosen wurden bei lokalisiertem Tumorstadium gestellt (Quelle: Statistik Austria). Bis 2003 stieg die Zahl der Neuerkrankungen deutlich, seither kam es zu einem Rückgang um 38%. Auch die Sterberate ging seit 2003 um 36% zurück. Da das Screening mittels PSA-Bestimmung, rektal digitaler Untersuchung und Ultraschall nicht unumstritten ist, ist die Akzeptanz in den einzelnen Bundesländern und Bevölkerungsschichten unterschiedlich hoch.

Das colorektale Karzinom ist sowohl bei Frauen und Männern die dritthäufigste Krebserkrankung, weswegen das Screening mittels Vorsorgecoloskopie etabliert wurde. Durch Kampagnen wie die der ÖGGH und der österreichischen Krebshilfe besteht in der Bevölkerung eine entsprechende Awareness für die Wichtigkeit der Vorsorge, sodass jährlich eine große Zahl an entsprechenden Untersuchungen durchgeführt wird. Im Rahmen der Coloskopie wird die – in der klinischen Routine zunehmend in Vergessenheit geratene – rektal-digitale Untersuchung durchgeführt, die neben der Beurteilung des distalen Rektums beim Mann auch die Beurteilung der Pros­tata erlaubt. Wäre es nicht eine elegante Lösung, beide Screeningmethoden zu kombinieren und bei jeder Vorsorgecoloskopie auch einen Tastbefund der Prostata zu erheben?