Ist ein „normaler“ Blutdruck gefährlich für Ältere?

Die Behandlung der arteriellen Hypertonie im Alter und insbesondere bei gebrechlichen älteren Personen stellt im medizinischen Alltag eine Herausforderung dar. Mehr als 75% der Personen über 80 Jahre ist von Bluthochdruck betroffen (Benjamin EJ; Circulation 2017; 135:e146). Trotzdem ist diese Gruppe in randomisierten, kontrollierten Studien zu Blutdruckmedikation bzw. -zielen aufgrund ihrer reduzierten Lebenserwartung, Komorbiditäten und Polypharmazie unterrepräsentiert (Rich MW; J Am Coll Cardiol 2016; 67:2419).

Auf der einen Seite konnten klinische Studien zeigen, dass bei älteren Personen mit Blutdruckwerten > 160/100 mmHg das Risiko für Myokardinfarkt und Schlaganfall durch eine Blutdrucksenkung reduziert werden kann. In einer Metaanalyse von 15 Studien mit mehr als 24.000 Teilnehmern über 60 Jahre fand man eine relative Risikoreduktion auf 0,72 für kardiovaskuläre Ereignisse und Mortalität sowie eine relative Risikoreduktion auf 0,90 für die Gesamtsterblichkeit (Musini VM; Cochrane Database Syst Rev 2009; Cd000028).

In der SPRINT-Studie wurde bei älteren Erwachsenen gezeigt, dass ein Ziel-Blutdruckwert von systolisch < 120 im Gegensatz zu < 140 mmHg mit einer reduzierten Mortalität sowie kardiovaskulären Ereignissen einherging, die Raten an akuten Nierenversagen und Synkopen waren jedoch erhöht (SPRINT; N Engl J Med 2015; 373:2103).