NEPHRO-News
Menschen und Großaffen zählen zu den einzigen Säugetieren, bei denen die
als Endprodukt des Purinstoffwechsels anfallende Harnsäure durch eine
genetisch bedingte Inaktivierung der Uricase vor ca. 8-20 Mio. Jahren
nicht in wasserlösliches Allantoin umgewandelt werden kann. Aus den
resultierenden ca. 10-fach erhöhten Konzentrationen der Serum-Harnsäure
kann potenziell ein Krankheitswert resultieren.
Evolutionsgeschichtlich
waren höhere Harnsäurewerte mitunter jedoch auch für die menschliche
Spezies aufgrund der salzretinierenden und blutdrucksteigernden Wirkung
in trockener und salzarmer Umgebung sowie der antioxidativen und
neuroprotektiven Wirkung der Harnsäure von Vorteil.
Die wohl am
eindeutigsten mit einer Hyperurikämie in Zusammenhang stehende und eine
der ältesten beschriebene Erkrankung ist die Gicht. Im 19. Jahrhundert
wurde die Gicht als Krankheit der Könige und Privileg der Reichen
angesehen, da man annahm, dass nur eine sehr üppige Lebensweise mit
reichlichem Fleisch-, Fisch- und Alkoholkonsum sowie Übergewicht die
Erkrankung auszulösen vermag.
Erst durch die Entwicklung
allgemeinen Wohlstandes und veränderter Ernährungsgewohnheiten in der
Nachkriegszeit ab ca. 1950 entwickelte sich die Gicht zu einer häufigen
Volkskrankheit, die auch weiterhin sehr stark mit dem erwähnten
Lebensstil in Zusammenhang gebracht wurde.
Das Gichtrisiko
steigt mit zunehmendem Harnsäurespiegel, in einer retrospektiven
Kohorte von 5200 Individuen innerhalb eines Follow-Ups von 7,5 Jahren
entwickelten 0,1%, 1,5%, 12,5% und 45,5% eine Gicht bei
Harnsäurespiegeln unter 7 mg/dl, von 7-8,4 mg/dl, 8,5-9,9 mg/dl und >
10 mg/dl (Duskin-Bitan H; Clin Rheumatol 2014; 33:549).
Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...
Tags: nephro-news nephrologie harnsäure gicht harnsäuresenkung ernährung hyperurikämie
Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.