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Urämie - Was ist das?


Die Urämie ist dadurch gekennzeichnet, dass der Organismus zunehmend durch seine eigenen Stoffwechselprodukte vergiftet wird. Dafür einige Beispiele:

Ein Blick zurück

Vor dem Jahr 1960 wurden urämische Patienten dem Tod geweiht ebenso wie Patienten mit Pest ins Pesthaus gelegt, mit Opium versorgt und nicht weiter beachtet. Heute werden terminal nieren­insuffiziente Patienten entweder dialysiert oder transplantiert und erfreuen sich vieler Lebensjahre mit teilweise exzellenter Lebensqualität.

Der Begriff „Urämie“ war lange Jahre vage, unzureichend definiert, nicht kons­tant und unklar. Konfusion bestand vor allem darüber, wo die Urämie beginnt.  Obduktionsstatistiken machten jedoch sehr deutlich klar, wo die Urämie endet. Der Tod in der Urämie wurde mit dem Auflösungsprozess simpler Mikroorganismen in einer überalterten Bakterienkultur verglichen: Sowohl urämische Patienten als auch kultivierte Mikroorganismen werden durch ein Milieu zerstört, das durch die eigenen Stoffwechselendprodukte vergiftet ist. Es galt die Ansicht, dass die Urämie für die Niere ist, was die Asystolie für das Herz bedeutet. Die Bedeutung der Urämie für die Niere wird heute wohl besser mit der Bedeutung der Herzinsuffizienz für das Herz verglichen.

Klinisch lässt sich die Urämie als generalisierter Symptomenkomplex definieren, hervorgerufen durch die Imbalance zwischen der aktuellen Stoffwechsellage des Organismus und der entsprechenden Nierenfunktion. Die biologischen Charakteristika dieses Symptomenkomplexes variieren individuell von Patientzu Patient und sind abhängig von der Art der renalen Erkrankung, vom zeitlichen Verlauf der Entwicklung der Urämie und der Art der Behandlung der chronischen Nierenerkrankung. Viele urämische Patienten wurden (und werden im Einzelfall immer noch) für Wochen oder Monate fälschlicherweise wegen psychosomatischer Störungen behandelt, wegen Psychosen, Gastroenteritis, Anämie, neurologischer Erkrankungen oder primärer kardialer Erkrankungen. Aufgrund der Vielfalt an Symptomen und Befunden wurde der urämische Patient als wandelndes Labor der angewandten Nieren- und Stoffwechsel-Physiologie bezeichnet. Lange Zeit galt die Urämie (wie auch die Syph­ylis) als einer der großen Imitatoren in der Medizin und die letzte übriggebliebene Form der allgemeinen Medizin (Schreiner GE, Maher JF; Uremia: Biochemistry, Pathogenesis, Treatment; C.C. Thomas Publisher, Springfield, USA, 1961).

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Tags: nephro-news nephrologie urämie 

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