NEPHRO-News
Störungen der Eigennierenfunktion treten nach einer Transplantation je
nach Definition, Beobachtungsdauer und der Art des transplantierten
Organs bei 10 bis > 80% der Patienten auf. In einer amerikanischen
Registerstudie sank die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) innerhalb der
ersten 3 Jahre bei 16.5% der Empfänger solider Organe (36.849 Leber-,
24.024 Herz-, 7643 Lungen-, 576 Herz-Lungen- und 228
Darmtransplantationen) unter 30 ml/min/1.73m2, bei 3297 Patienten musste eine Dialysebehandlung eingeleitet werden.
Die Inzidenz war nach einer Darmtransplantationen am höchsten (>
20%), nach einer Herz-Lungentransplantation am niedrigsten (6.9%).
Wichtige Risikofaktoren für eine postoperative Niereninsuffizienz waren
ein höheres Lebensalter oder ein Diabetes mellitus des Empfängers, eine
präoperative GFR < 60 ml/min/1.73m2 und ein postoperatives
akutes Nierenversagen. Auch Frauen waren häufiger betroffen. Eine
eingeschränkte Nierenfunktion nach der Transplantation war auch mit
einer deutlich erhöhten Mortalität verbunden, vor allem, wenn eine
Dialysebehandlung eingeleitet werden musste. Wird bei diesen Patienten
nachfolgend eine Nierentransplantation durchgeführt, ist das Risiko
kurzfristig erhöht, nach 506 Tagen erreicht die Mortalität aber wieder
jene der Patienten, die an der Dialyse verbleiben, nach 5 Jahren ist sie
um 44% niederer (Ojo AO, N Engl J Med 349:931-940, 2003). Auch
in einer anderen Untersuchung war die Mortalität von Patienten nach
einer Lebertransplantation an der Dialyse doppelt so hoch wie bei
„konventionellem“ Nierenversagen. Interessanterweise war die Prognose
beider Patientengruppen nach einer Nierentransplantation wieder
vergleichbar (Al Riyami D, Transplantation 85:1277-1280, 2008).
Niereninsuffizienz nach Lebertransplantation
Bei einer
signifikanten Lebererkrankung ist die korrekte Beurteilung der
Nierenfunktion aus mehreren Gründen schwierig. Die Kreatininmessung wird
bei der Jaffe-Methode durch Chromogene, zu denen auch Bilirubin zählt,
beeinflusst. Enzymatische Methoden müssen an einem Goldstandard (z.B.
isotope dilution mass spectrometry) evaluiert werden. Kreatinin entsteht
im Muskelgewebe aus Kreatin, welches in der Leber synthetisiert wird.
Bei einer Leberinsuffizienz mit muskulärer Kachexie ist daher das
Serumkreatinin selbst bei schwerer Niereninsuffizienz oft noch im
„Normalbereich“. Die massiven Veränderungen des Kreatininpools werden
auch nicht durch Formeln, die „übliche“, also durch Alter oder
Geschlecht verursachte Schwankungen berücksichtigen (z.B. Cockcroft und
Gault oder MDRD-Formel), beseitigt.
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Tags: nephro-news transplant nierenfunktion lebertransplantation herz-lungen-transplantation knochenmarktransplantation
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