NEPHRO-News
Thrombotische Mikroangiopathien (TMA) umfassen eine Vielzahl von
unterschiedlichen Erkrankungen, die prinzipiell alle Organsysteme
erfassen können und deren gemeinsamer Nenner eine Ähnlichkeit der
pathologischen Veränderungen in der Niere darstellt. Dazu zählen die
Fibrinakkumulation in den arteriellen Lumina, Arteriolen und
glomerulären Kapillaren. Lichtmikroskopisch weisen TMA Fibrin- und
Thrombozytenakkumulationen in einigen oder vielen Glomeruli auf. Bei
schon fortgeschrittener Erkrankung kommt es schließlich zu
Ischämiezeichen und zum Kapillarenkollaps. Zudem zeigen die Arteriolen
eine muskuläre Hypertrophie und mukoide Intimaverdickung mit
konsekutiver Lumeneinengung („Zwiebelschalenmuster“). Ultrastrukturell
findet man oft neben dem subendothelial abgelagerten Fibrin auch
„eingefangene“ Erythrozyten, Elektronenmikroskopisch nachweisbare
dichte Ablagerungen wie Immunkomplexe finden sich jedoch nicht.
Histopathologisch sind die renalen Läsionen der diversen
ätiopathogenetisch unterschiedlichen TMA morphologisch ähnlich, sodass
sich aufgrund des histologischen Bildes keine Rückschlüsse auf die
jeweilige Ursache der TMA ziehen lassen.
Pathogenetisch beruht
dieses pathologische Bild zum einen auf einer überschießenden
Endothelaktivierung, Fibrinakkumulation sowie Thrombozytenaktivierung
und -akkumulation, welche zusammen ein Netz bilden, in welchem sich
Erythrozyten fangen und dort auch lysieren.
Laborchemisch bieten
TMA deshalb in der Regel ein typisches Bild. Der Thrombozytenverbrauch
führt zu einer typischen Thrombopenie, die mitunter sehr ausgeprägt
sein kann (z. B. beim TTP < 10.000/µl, s.u.), die lokale Hämolyse
führt zu einer coombs-negativen hämolytischen Anämie, die Haptoglobin
komplett zum Verschwinden bringen kann, sowie einem konsekutiven Anstieg
von LDH, mitunter einem Anstieg des indirekten Bilirubins sowie der
Retikulozyten im Differentialblutbild („Polychromatophilie“). Die
spezielle Hämolyse führt im Blutausstrich zu den pathognomischen
Fragmentozyten („Schistozytose“). Wichtig ist zur
differentialdiagnostischen Abgrenzung von z. B. systemisch
inflammatorischen Syndromen oder einer Sepsis, die mit einer
disseminierten intravaskulären Koagulation (DIC) vergesellschaftet
sind, dass die TMA in aller Regel nicht mit einer Beeinträchtigung der
plasmatischen Gerinnung einhergeht. Bei Nierenbeteiligung v. a. bei HUS
ist ein Anstieg der Nierenretentionsparameter zu verzeichnen.
Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...
Tags: nephro-news dialyse pd peritonealdialyse dialysekatheter infektiologie infektionen antiinfektiva
Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.