NEPHRO-News
A randomized controlled trial of intravenous N-acetylcysteine
for the prevention of contrast-induced nephropathy after cardiac
catheterization: lack of effect.
Webb JG, Pate GE, Humphries KH, et al. Am Heart J 2004; 148:422
Division of Cardiology, Pharmacy Department, St Paul's Hospital, University of British Columbia, Vancouver, British Columbia, Canada.
Nach der 2000 von Martin Tepel im New England Journal of Medicine
publizierten Studie (NEJM 2000; 343:181) ist die Verwendung von
N-Azetyl-Zystein (NAC) in vielen Krankenhäusern der Welt zum Standard in
der Prävention der Kontrastmittelinduzierten Nephropathie (KIN)
geworden. Ist diese breite Verwendung von NAC im Lichte neuerer
Untersuchungen und Meta-Analysen noch gerechtfertigt?
In den letzten Jahren sind mehr als 20 kontrollierte Untersuchungen und
mindestens 6 Meta-Analysen erschienen, die ein doch wesentlich
kritischeres und komplexeres Bild zeichnen und eine generelle Verwendung
von NAC in Frage stellen. Gerade die in jüngster Zeit erschienen
Studien haben eher negative Ergebnisse aufgewiesen.Einige Studien haben
tatsächlich gezeigt, dass unter einer NAC-Prophylaxe das Serum-Kreatinin
nach Kontrastmittelexposition niedriger war (geringerer Anstieg bzw.
sogar Abfall) als unter einer reinen Volumenzufuhr. Auch zwei
Meta-Analysen bestätigen die Effektivität von NAC in der Prophylaxe der
KIN und geben eine EBM-Empfehlung A für die Verwendung von NAC ab.
Aber hat denn dies irgendeine eine klinische Relevanz, wird durch die
NAC-Gabe tatsächlich der Krankheitsverlauf beeinflusst, die Prognose der
Patienten verbessert? Das Problem ist die Definition der KIN, die so
gewählt wurde, damit ein Teil der Patienten einen Endpunkt erreicht und
positive Studien gemacht werden können. Üblichweise wurde ein
Kreatinin-Anstieg von > 0.5 mg/dl oder ein Anstieg um >25% des
Ausgangswertes herangezogen. Wie relevant sind klinisch diese akuten,
kleinen Änderungen der Kreatininkonzentration tatsächlich? Das Konstrukt
der KIN muss wohl als ein eher willkürlicher Surrogatparameter
angesehen werden, der zumindest fragliche klinische Relevanz birgt. Wenn
man die Auswirkung einer NAC-Prophylaxe auf "harte", klinisch relevante
Endpunkte untersucht, sieht das Bild ganz anders aus. Meines Erachtens
ist der relevanteste Endpunkt die Notwendigkeit einer Dialyse. Dies
wurde leider nicht in allen Studien angegeben. Jedenfalls wurden in 15
kontrollierten Studien, bei denen diese Information vorliegt, nur ganz
vereinzelt Patienten dialysepflichtig, zwei Patienten unter NAC, zwei
unter den Kontrollen.
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