NEPHRO-News
Pathogenese und Formen der Proteinurie
Die
Proteinurie ist ein Kardinalsymptom renaler und auch einiger
extrarenaler Erkrankungen. Die Kombination glomerulärer Ultrafiltration
mit Retention von Plasmaproteinen ab einer Größe von ~ 50 kD und
anschließender Reabsorption frei filtrierter kleinmolekularer Proteine
im proximalen Tubulus bewirkt, dass der Endharn physiologischerweise nur
Spuren von Protein enthält. Die glomeruläre Filterfunktion wird im
wesentlichen von der zweischichtigen Basalmembran übernommen. Die
negativ geladene Lamina rara verhindert durch Abstoßung die
Basalmembranpassage ebenfalls negativ geladener Proteine
("Anionenfilter"), die Lamina densa selektiert nach Molekulargröße
("Molekularsieb"). Kleinmolekulare Proteine werden frei filtriert,
Proteine oberhalb einer bestimmten Größe werden ladungsunabhängig im
"Molekularsieb" zurückgehalten, bei mittelgroßen Proteinen (Transferrin,
Albumin) bestimmt ihre Ladung die Filtrierbarkeit.
Renale
Proteinurien kommen als glomeruläre, gemischt glomerulär-tubuläre und
tubuläre Formen vor. Die glomerulären Proteinurien werden in selektive
Formen mit Störung des "Anionenfilters" und unselektive Formen mit
struktureller Schädigung des "Molekularsiebs" unterteilt. Bei Ersterer
werden vermehrt mittelgroße Proteine (41-100 kD) ausgeschieden, bei
Letzterer auch großmolekulare Proteine (41– 400 kD). Die
Mikroalbuminurie als quantitativ diskrete glomeruläre Proteinurie
(>20 mg/l) besitzt Relevanz in der Früherkennung der diabetischen und
hypertensiven Nephropathie. Tubulointerstitielle Nierenerkrankungen
führen zu einem Verlust der Reabsorptionsfähigkeit des proximalen
Tubulus für physiologischerweise ins Ultrafiltrat gelangende
kleinmolekulare Plasmaproteine (tubuläre Proteinurie; 10-70 kD).
Gemischte Proteinurien entstehen durch kombinierte Schädigung von
Glomerula und Tubuli. Bei der prärenalen Proteinurie gelangen vermehrt
systemisch produzierte, kleinmolekulare Proteine in den Primärharn,
überschreiten die tubuläre Reabsorptionskapazität und werden im Endharn
ausgeschieden ("Überlaufproteinurie"). Beispiele sind freie Leichtketten
bei Bence-Jones-Plasmocytom, Myoglobin bei Rhabdomyolyse und Hämoglobin
bei Hämolyse.
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