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Kommentar zum Beitrag „Sind synthetische Kolloide noch indiziert?“

von PD Dr. Matthias Jacob und PD Dr. Daniel Chappell, München


Das Plädoyer von PD Dr. Jacob und PD Dr. Chappell pro HES verlangt nach einer Klarstellung. Inhaltlich ist dem im gleichen Heft abgedruckten Contra-Artikel von Prof. Joannidis voll zuzustimmen: Die schnelleren Volumeneffekte der Kolloide spiegeln sich nicht in einem verbesserten Überleben oder in einer geringeren Morbidität wider. HES 130/0.4 führt im Gegenteil zu einer 8% höheren 90-Tage-Sterblichkeit bei Sepsis, einer um 8% erhöhten Rate von dialyse-pflichtigem Nierenversagen und einem signifikant höheren Bedarf an Blutprodukten [Perner A, N Engl J Med 2012; 367:124]. Die über die gesamte Studienperiode verabreichte kumulative Dosis betrug nur 44 ml/kg Körpergewicht, d. h. weniger als eine empfohlene maximale Tagesdosis von HES 130/0.42. Tetrastärke weist nicht nur ähnliche, sondern bezüglich der Mortalität sogar schwerwiegendere Nebenwirkungen bei einer geringeren Dosierung auf als wie sie für das ältere 10% HES 200/0.5 beschrieben wurden [Brunkhorst FM; N Engl J Med 2008; 358:125].

Die Behauptung, „bei septischen Patienten komplett auf Kolloide zu verzichten, birgt die Gefahr der zu zögerlichen und somit insuffizienten Schockbekämpfung. Daran sterben Menschen“ ist nicht zulässig – das Gegenteil wäre zutreffend. Über 4.000 Intensiv-Patienten, darunter 2.596 Patienten mit Sepsis, wurden bisher im Rahmen von 3 randomisiert-kontrollierten, teilweise doppelblinden Studien von Intensivmedizinern in Australien, Deutschland und Skandinavien [Perner A, N Engl J Med 2012; 367:124; Brunkhorst FM; N Engl J Med 2008; 358:125; Myburgh J; N Engl J Med 2007; 357:874] erfolgreich nur mit Kristalloiden behandelt, während die mit HES behandelten Patienten vermehrt Nieren- versagen und Transfusionsbedarf erlitten und Sepsispatienten zusätzlich häufiger verstarben.

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Tags: intensiv-news sepsis hes 

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