INTENSIV-News
Das Plädoyer von PD Dr. Jacob und PD Dr. Chappell pro HES verlangt nach
einer Klarstellung. Inhaltlich ist dem im gleichen Heft abgedruckten
Contra-Artikel von Prof. Joannidis voll zuzustimmen: Die schnelleren
Volumeneffekte der Kolloide spiegeln sich nicht in einem verbesserten
Überleben oder in einer geringeren Morbidität wider. HES 130/0.4 führt
im Gegenteil zu einer 8% höheren 90-Tage-Sterblichkeit bei Sepsis, einer
um 8% erhöhten Rate von dialyse-pflichtigem Nierenversagen und einem
signifikant höheren Bedarf an Blutprodukten [Perner A, N Engl J Med
2012; 367:124]. Die über die gesamte Studienperiode verabreichte
kumulative Dosis betrug nur 44 ml/kg Körpergewicht, d. h. weniger als
eine empfohlene maximale Tagesdosis von HES 130/0.42. Tetrastärke weist
nicht nur ähnliche, sondern bezüglich der Mortalität sogar
schwerwiegendere Nebenwirkungen bei einer geringeren Dosierung auf als
wie sie für das ältere 10% HES 200/0.5 beschrieben wurden [Brunkhorst
FM; N Engl J Med 2008; 358:125].
Die Behauptung, „bei septischen
Patienten komplett auf Kolloide zu verzichten, birgt die Gefahr der zu
zögerlichen und somit insuffizienten Schockbekämpfung. Daran sterben
Menschen“ ist nicht zulässig – das Gegenteil wäre zutreffend. Über 4.000
Intensiv-Patienten, darunter 2.596 Patienten mit Sepsis, wurden bisher
im Rahmen von 3 randomisiert-kontrollierten, teilweise doppelblinden
Studien von Intensivmedizinern in Australien, Deutschland und
Skandinavien [Perner A, N Engl J Med 2012; 367:124; Brunkhorst FM; N
Engl J Med 2008; 358:125; Myburgh J; N Engl J Med 2007; 357:874]
erfolgreich nur mit Kristalloiden behandelt, während die mit HES
behandelten Patienten vermehrt Nieren- versagen und Transfusionsbedarf
erlitten und Sepsispatienten zusätzlich häufiger verstarben.
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Tags: intensiv-news sepsis hes
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