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Auffangnetz medizinischer Katastrophen?


Iatrogenic events contributing to ICU admission: A prospective study.

Mercier E, Giraudeau B, Giniès G, et al.                                                                                                         Intensive Care Med 2010; 36:1033-7

Service de Réanimation Médicale, Université François Rabelais, Hôpital Bretonneau, CHRU, 37044, Tours Cedex 9, France.

OBJECTIVE: To determine the incidence, risk factors, severity, and preventability of iatrogenic events (IEs) as a cause of intensive care unit (ICU) admission.
DESIGN: Comparison of patients admitted or not for IE. IE was diagnosed after assessing independently predefined criteria. SETTING: The ICU of a teaching hospital.
PATIENTS: All patients consecutively admitted over 6 months.
INTERVENTIONS: None.
MEASUREMENTS AND RESULTS: Characteristics of patients, supportive treatments, length of stay, and outcomes were recorded. For patients admitted for IE, cause, origin, and preventability of IE were assessed by consensus. Of 528 patients, 103 (19.5%) were admitted for IE. Their Simplified Acute Physiology Score (SAPS) II was higher (41.2 +/- 22.6 versus 31.4 +/- 18.6), as was their Logistic Organ Dysfunction (LOD) score. Surgical admissions and admission for shock were more frequent. The main risk factors were age, underlying disease, low Mac Cabe or Knaus score, number of physicians treating the patient, number of drugs prescribed, and other hospitaliza­tion within 1 month. Length of stay was higher (11.1 days versus 7.9 days, 0.5-6.0, p = 0.02). Catecholamine drugs, blood transfusion, and parenteral nutrition were more frequently required in the IE group. ICU mortality was 15.5% in the IE group and 11.3% in the group without IEs [not significant (ns) after adjustment]. IE was considered as probably preventable in 73.8% of cases.
CONCLUSION: Of admissions to the ICU, 19.5% resulted from IE, with high proportion of shock, leading to greater need for invasive treatments and longer stay in the ICU. Most cases of IE seemed preventable.


Die Aufnahme an eine Intensivstation setzt eine kritische Situation mit einem drohenden oder bereits vorhandenen Ausfall von Organfunktionen und möglichen schweren Folgeschäden oder Todesfolge voraus. Sofern die Aufnahme eines Patienten an die Intensivstation diesen Kriterien entspricht, stellt sie einen einfachen Maßstab für den Schweregrad einer Erkrankung dar.

Diese neue Studie aus Frankreich widmet sich einer Patientengruppe, in der nicht eine Erkrankung an sich, sondern die Folgen einer Behandlung zu einer Intensivstationsaufnahme geführt haben. So betrachtet stellt die Intensivstationsaufnahme einen Maßstab für den mit einer Behandlung entstandenen Schaden dar. Oder noch präziser, für den in einem medizinischen Prozess entstandenen Schaden, der nicht durch den Verlauf der Erkrankung an sich zu erklären ist. Mit dieser Formulierung wird ein iatrogenes Ereignis definiert.

Wie die Studie von Mercier et al. zeigt, treten iatrogene Ereignisse mit der Konsequenz einer Intensivstationsaufnahme häufiger als vermutet auf und stellen ein offensichtlich unterschätztes Problem dar. In dieser monozentrischen Studie in einer sehr großen Intensivstation (27 Betten) war für nahezu ein Fünftel der Intensivstationsaufnahmen ein iatrogenes Ereignis als Auslöser zu identifizieren. 28% der betroffenen Patienten wurden von zu Hause an die Intensivstation aufgenommen, der Großteil der Ereignisse war jedoch einem Ablauf im Krankenhaus zuzuordnen.

Es gibt nicht viele Studien, die sich mit der Frage Intensivstationsaufnahme als Folge eines Behandlungsproblems befasst haben, die Resultate der aktuellen Arbeit fügen nun dem zunehmend als dringlich erkannten Thema der Patientensicherheit ein weiteres Kapitel hinzu.  
  
Während sechs Monaten wurden alle aufgenommenen Patienten hinsichtlich ihres Aufnahmegrunds analysiert und, falls die Kriterien für ein iatrogenes Ereignis (z. B. zeitlicher Zusammenhang zwischen einer Intervention und dem Auftreten eines Ereignisses) gegeben waren, durch eine Expertengruppe nochmals evaluiert. Am häufigsten führten Komplikationen durch Arzneimittelgaben zur Intensivstationsaufnahme, gefolgt von Komplikationen nach medizinischen und chirurgischen Prozeduren, exzessiver Verzögerung von Diagnose oder Behandlung und nicht-postoperativen nosokomialen Infektionen (siehe Tabelle).

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Tags: intensiv-news station aufnahme organversagen 

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