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Konflikte an der Intensivstation

Ein unterschätztes alltägliches Problem?


Prevalence and factors of intensive care unit conflicts: The conflicus study.

Azoulay E, Timsit JF, Sprung CL, et al. Am J Respir                                                                                               Crit Care Med 2009; 180:853-60

AP-HP, Hôpital Saint-Louis, Medical ICU, University Paris-7 Paris-Diderot, UFR de Médecine, 1 avenue Claude Vellefaux, 75010 Paris, France.

RATIONALE: Many sources of conflict exist in intensive care units (ICUs). Few studies recorded the prevalence, characteristics and risk factors for conflicts in ICUs.
OBJECTIVES: To record the prevalence, characteristics and risk factors for conflicts in ICUs.
METHODS: One-day cross-sectional survey of ICU clinicians. Data on perceived conflicts in the week before the survey day were obtained from 7,498 ICU staff members (323 ICUs in 24 countries).
MEASUREMENTS AND MAIN RESULTS: Conflicts were per­ceived by 5,268 (71.6%) respondents. Nurse-physician conflicts were the most common (32.6%), followed by conflicts among nurses (27.3%) and staff-relative conflicts (26.6%). The most common conflict-causing behaviors were personal animosity, mistrust and communication gaps. During end-of-life care, the main sources of perceived conflict were lack of psychological support, absence of staff meetings and problems with the decision-making process. Conflicts perceived as severe were reported by 3,974 (53%) respondents. Job strain was significantly associated with perceiving conflicts and with greater severity of perceived conflicts. Multivariate analysis identified 15 factors associated with perceived conflicts, of which 6 were poten­tial targets for future intervention: Staff working more than 40 h/wk, more than 15 ICU beds, caring for dying patients or providing pre- and postmortem care within the last week, symptom control not ensured jointly by physicians and nurses and no routine unit-level meetings.
CONCLUSIONS: Over 70% of ICU workers reported perceived conflicts, which were often considered severe and were significantly associated with job strain. Workload, inadequate communication and end-of-life care emerged as important potential targets for im­provement.


Können Sie sich an einen Konflikt an Ihrer Intensivstation während der letzten sieben Tage erinnern? Falls ja, befinden Sie sich in guter internationaler Gesellschaft (unter anderem von 12 Intensivstationen aus Österreich, sieben aus Deutschland, sechs aus der Schweiz). Falls nein, könnte Sie Ihr Erinnerungsvermögen täuschen. Wenn wir den Daten dieser neuen „Conflicus Study“ der European Society of Intensive Care Medicine (ESICM) von Azoulay und Mitarbeitern folgen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in den letzten Tagen einen Konflikt erlebt haben, sehr hoch.

In einer Stichtagserhebung gaben 72% von 7.498 Mitarbeitern aus 323 Intensivstationen und 24 Ländern an, zumindest einen Konflikt während der letzten sieben Tage wahrgenommen zu haben. Ein Konflikt war wie folgt definiert (Zitat aus der etwas holprigen deutschen Übersetzung des Fragebogens): „Auseinandersetzung, Uneinverständnis, Widerspruch, Inkompatibilität oder Meinungsverschiedenheit, welche mehr als eine Person betreffen. Dies kann sich entweder auf die  Patientenbetreuung (Aufnahme, Entlassung des Patienten, medizinische Betreuung, Krankenpflege, therapeutische Entscheidung, Respektieren des Willens des Patienten und seiner Werteskala) beziehen oder es kann sich um interpersonelle Konflikte handeln.“

Nun mag uns dieses Ergebnis aufgrund der weit gefassten Definition eines Konflikts zunächst nicht verwundern. Die naheliegende Erklärung, hier wären bloß unvermeidlich auftretende und gewissermaßen alltägliche Unstimmigkeiten erfasst worden, greift aber zu kurz. 57% der angegebenen Konflikte wurden von den befragten Personen als schwerwiegend und 83% als schädigend  eingestuft.

Diese Einschätzung bezog sich nicht nur auf die Atmosphäre im Intensivstationsteam und die Beziehung zu Patientenangehörigen. Von den Studienteilnehmern wurde in 70% der Konflikte eine negative Auswirkung auf die Qualität der Patientenbetreuung und in 44% ein negativer Effekt auf das Überleben der Patienten für möglich gehalten. 

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Tags: intensiv-news personal station konflikte 

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