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Schichtarbeit macht krank

Ärzte nicht ausgenommen


Arrhythmias and increased neuro-endocrine stress response during physicians' night shifts: A randomized cross-over trial.

Rauchenzauner M, Ernst F, Hintringer F, et al.                                                                                           Eur Heart J. 2009 Nov;30(21):2606-13

Department of Pediatrics, Medical University Innsbruck, A-6020 Innsbruck, Austria.

AIMS: To evaluate the effects of a 24 h (h) physicians on-call duty (OCD) ('night shift') on 24 h electrocardiogram (ECG), heart rate variability, blood pressure (BP) and various biochemical serum and urine 'stress markers' compared with a 'regular' day at work.
METHODS AND RESULTS: The study was designed as a prospective randomized cross-over trial with each physician completing a 24 h (h) OCD and a 24 h control period including a regular 8 h non-OCD. Thirty healthy physicians with a median age of 33.5 years (range 29.0-45.0) were analysed. Twenty-four hours ECG and BP monitoring were performed and participants were instructed to fill out an event diary and perform a 24 h urine collection. Furthermore, blood was drawn before and after OCD and control day. Twenty-four hours ECG showed a higher rate of ventricular premature beats (VPB) during early morning hours (VPB 0-6 h, 0.5 vs. 0.0, P = 0.047) and increased low-frequency normalized units (29.3 vs. 25.5, P = 0.050) during night shift when compared with respective control night at home. During OCD, BP monitoring revealed a greater diastolic BP throughout 24 h (83.5 vs. 80.2 mmHg, P = 0.025) as well as during night-time (75.4 vs. 73.0, P = 0.028) associated with a higher rate of systolic BP more than 125 mmHg during sleep time. Tumour necrosis factor alpha concentrations increased significantly during night shift (0.76 vs. 0.05 pg/mL, P = 0.045). Urinary noradrenaline excretion was greater during OCD when compared with control day (46.0 vs. 36.0 microg/24 h, P = 0.007).
CONCLUSION: Our results highlight the association of OCD with an increased risk profile for cardiovascular disease. In addition to the acute effects observed, frequent night-calls over a longer period possibly elicit sustained alterations in cardiovascular homeostasis.


Nachtarbeit führt zu Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus und damit verbundener Beeinträchtigung des vegetativen Nervensystems. Untersuchungen an Schichtarbeitern aus dem Industriebereich zeigten Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Beeinträchtigung der Stimmungslage, Hypertonie sowie erhöhte Neigung zu Suchtverhalten.

Die medizinische Einschätzung der durch Schichtarbeit hervorgerufenen gesundheitlichen Veränderung wird durch verschiedene Besonderheiten beeinträchtigt. So findet unter anderem eine Veränderung der Zusammensetzung der im Schichtdienst arbeitenden Population statt. Somit sind Querschnittstudien beeinträchtigt durch einen „Migrationsbias“, der dadurch entsteht, dass Menschen, die sich gesundheitlich weniger fit fühlen, sich bewusst während ihres Arbeitslebens aus der Nachtarbeit zurückziehen.

Andererseits scheint die Bereitschaft, Nachtarbeit zu leisten, mit exzessivem, möglicherweise als selbstschädigend zu bezeichnendem Verhalten assoziiert zu sein. So konnte an Jugendlichen nachgewiesen werden, dass zukünftige Schichtarbeiter häufiger rauchten als zukünftige Tagesarbeiter (Nabe-Nielssen K; Scand  J Work and Environ Health 2008; 34:206). Untersuchungen über das kardiovaskuläre Risiko wurden bereits 1956-1968 an britischen Schichtarbeitern durchgeführt (Taylor PJ, Brit J Industr Med, 1972; 29:201). Die erste prospektive Langzeitstudie an schwedischen Papiermühlenarbeitern (Knutsson A, Lancet 1986, 2:89) konnte trotz einer geringen Anzahl von kardiovaskulären Ereignissen aufzeigen, dass Nachtschichtarbeit mit einem erhöhten Risiko für kardiale Ereignisse (Myokardinfarkt, Angina pectoris) verbunden ist. Das Risiko wächst dabei mit der Anzahl von Jahren in Schichtarbeit, verdoppelte sich bei Schichtarbeit zwischen 6 und 10 Jahren und verdreifachte sich nach 16 bis 20 Jahren.

Noch eindeutiger ist das Ergebnis einer rezenten japanischen Studie, die knapp 18.000 Männer inkludierte (Fujino Y, J Epidemiol 2006; 164:128). Sie fand für Nachtschichtarbeiter ein deutlich erhöhtes Risiko, an ischämischer Herzerkrankung zu versterben (Relatives Risiko 3,32). Höheres Lebensalter oder zusätzlich bestehende Risikofaktoren wie Hypertonie, Übergewicht,  regelmäßiger Alkoholkonsum und Rauchen erhöhen dieses Risiko noch zusätzlich.

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Tags: intensiv-news personal schichtdienst nachtdienst 

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