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Intensivmedizin im höchsten Lebensalter

Errungenschaft oder Fehlentwicklung?


"Oldest old" patients in intensive care: Prognosis and therapeutic activity.

Ziegler S, Heinze G, Ryffel M, et al.                                                                                                           Wien Klin Wochenschr 2007; 119: 14-19

OBJECTIVE: In the light of ethical considerations as well as limited ressources in intensive care medicine the present investigation aims to give a descriptive overview on the prognosis and therapeutic activity for "oldest-old” patients, admitted to an intensive care unit (ICU) in comparison to youngers.
PATIENTS AND METHODS: 3069 patients, admitted to the ICU during a seven year study period were categorized as 4 age categories: younger than 65 years (48%), aged 65 to 74 years (26%), aged 75 to 85 years (22%) and aged 85 years or older (5%). Type and reason for ICU admission, length of ICU stay, severity of illness as measured by the Simplified Acute Physiology Score (SAPS)-II, level of provided care as measured by the Simplified Therapeutic Intervention Scoring System (TISS)-28, vital status at and date of ICU discharge were recorded.
MAIN RESULTS: ICU mortality rate of patients, aged 85 years and older was significantly higher than in patients, younger than 65 years (OR of mortality: 1.8, p<0.001). Non-survivors had higher SAPS-II-levels (even when excluding age points) in all age groups, but higher daily average TISS-points only in patients younger than 85 years. Daily average TISS-Score was negatively correlated to age (r=-0.03; p<0.001) and was significantly lower in "oldest old", when compared to all younger patient groups (p<0.001). "Oldest old" patients showed significantly shorter length of stay (median: 2; interquartile range (IQR) 1 - 3, p<0.001), compared to the younger patient groups.
CONCLUSIONS: Within the very elderly population, age is an important and independent predictor of mortality, but acute severity of illness is even stronger associated with mortality. Consequently, age alone may be an inappropriate criterion for allocation of ICU resources.


Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist in der Intensivmedizin neben der Behandlung lebensbedrohlicher akuter Ereignisse zunehmend die Betreuung multimorbider chronisch kranker Patienten in akut kritischen Phasen in den Vordergrund getreten. Dazu trägt bei, dass die viel zitierte "umgedrehte" Alterspyramide mit schmaler Basis und breiter Spitze eine alltägliche Realität in den Intensivstationen unserer Krankenhäuser geworden ist. In einem repräsentativen österreichischen Kollektiv (Österreichisches Zentrum für Dokumentation und Qualitätssicherung in der Intensivmedizin - ASDI) beträgt der Anteil der über 80-jährigen Intensivpatienten 11% und jener der über 90-jährigen 1,5% (Abbildung 1). Sehr viel schwieriger als Unterscheidungen nach dem chronologischen Alter ist aber die Frage nach dem biologischen Alter zu sehen, mit der eine Relativierung des Altersbegriffes einhergeht. Einige der wichtigsten Fragen in diesem Kontext lauten:

  • Kann jemand zu alt sein, um auf die Intensivstation aufgenommen zu werden?

  • Wie lange und in welcher Intensität ist eine intensivmedizinische Behandlung bei hoch betagten Patienten gerechtfertigt?

  • Welche Perspektive eröffnet sich für einen hoch betagten Patienten nach einem etwaigen Überleben einer kritischen Erkrankung?


Die vorliegende Publikation beschäftigt sich mit der bisher in der intensivmedizinischen Literatur weitgehend vernachlässigten Altersgruppe der "oldest old patients", also Patienten mit einem Alter von zumindest 85 Jahren. Wie auch in "jüngeren" Kollektiven von unter 85-jährigen erwies sich der physiologische Status der Patienten als die wesentliche prognostische Determinante. Das Alter per se trägt in Übereinstimmung mit Studien in anderen Kollektiven nur einen geringen Teil zur Deskription des Mortalitätsrisikos bei. Eine wichtige Aussage lautet also: Das Alter eines Intensivpatienten sagt noch nicht allzuviel über seine Prognose. Drei wesentliche Limitationen schränken diese Aussage aber erheblich ein.

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Tags: intensiv-news geriatrie 

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