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Wie gefährlich ist der Nachbarpatient?


Im Vergleich zu anderen Pflegestationen im Krankenhaus haben Patienten auf Intensivstationen das höchste Risiko, eine nosokomiale Infektion zu erwerben. Nach der Literatur kann man davon ausgehen, dass ca. 10-30% der Patienten davon betroffen sind. Bei den meisten Patienten handelt es sich allerdings um endogen bedingte, nosokomiale Infektionen, die sich nur teilweise verhindern lassen. Wirklich vermeidbar sind die exogen bedingten Infektionen, bei denen ein Patient eine Infektion mit einem Erreger entwickelt, der ihm von außen zugetragen wird und zumeist von anderen Patienten stammt. Die Häufigkeit, mit der sich solche Übertragungen von einem Patienten zum anderen bzw. von einer gemeinsamen Infektionsquelle ereignen, ist bisher selten untersucht worden.

Um dieser Frage nachzugehen, haben wir vor einiger Zeit eine Untersuchung in 5 Intensivstationen eines Universitätsklinikums durchgeführt, die kürzlich publiziert wurde (Grundmann et al. Crit Care Med 2005; 33:946-51).

Über 18 Monate hinweg wurden auf zwei interdisziplinären, sowie einer medizinischen, einer chirurgischen und einer neurochirurgischen Intensivstation (insgesamt 72 Betten) alle Patienten mit einer Aufenthaltsdauer von mehr als 48 Stunden für die Studie rekrutiert und durch tägliche Visiten erworbene Infektionen bis zum Entlassungstag erfasst. Gleichzeitig wurden alle klinischen Isolate derselben Patienten von den folgenden 10 häufigsten Erregerarten auf Intensivstationen gesammelt: S.aureus, E. faecium, E. faecalis, P.aeruginosa, E. coli, E. aerogenes, E. cloacae, K. pneumoniae, A. baumannii und S. maltophilia. Nach Bereinigung der Sammlung von sogenannten "Duplikaten" (gleicher Erreger, gleicher Nachweisort und identisches Antibiogramm innerhalb von 30 Tagen) wurden die Erreger eingefroren und später genomisch typisiert, um identische Stämme zu erkennen. Genetische Identität wurde angenommen, wenn die Stämme nach zwei Untersuchungsmethoden nicht zu unterscheiden waren. Wenn solche, nicht unterscheidbaren Isolate bei ein und demselben Patienten aus unterschiedlichen Untersuchungsmaterialien isoliert wurden, haben wir für die weitere Analyse jeweils nur noch das Primärisolat verwendet. Für die Analyse der Häufigkeit von Übertragungsereignissen wurde auch berücksichtigt, ob die Patienten überhaupt in einem epidemiologischen Zusammenhang stehen konnten, d. h., es wurden nur dann Übertragungsereignisse bewertet, wenn die Patienten auf derselben Station behandelt wurden und ein zeitlicher Zusammenhang gegeben war.

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Tags: intensiv-news infektiologie nosokomial infektionen 

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