INTENSIV-News
Vermutlich werden die meisten
IntensivmedizinerInnen diese Frage mit einem eindeutigen, vielleicht
auch entrüsteten "Nein" beantworten. In der persönlichen Wahrnehmung
werden PatientInneneigenschaften wie Geschlecht oder Herkunft nicht mit
einem verschiedenartigen intensivmedizinischen Zugang und
Versorgungsgrad in Verbindung gebracht. Von kardiologischer Seite gab es
allerdings schon seit einigen Jahren Hinweise und Diskussionen über die
unterschiedliche Behandlung von Frauen und Männern hinsichtlich
invasiver Therapien. So haben einige Studien eine deutlich höhere
Wahrscheinlichkeit für Männer gezeigt, bei koronarer Herzkrankheit eine
Intervention oder Bypass-OP am Koronarsystem zu erhalten.
In der Intensivmedizin wurde das Thema Geschlechtsunterschiede bislang
vor allem unter pathophysiologischen Gesichtspunkten untersucht. Studien
zur Frage geschlechtsspezifischer Behandlungsunterschiede haben bisher
gefehlt.
Das seit 1998 an österreichischen Intensivstationen laufende Projekt
"Intensiv 2000" des Zentrums für Dokumentation und Qualitätssicherung in
der Intensivmedizin (ASDI) hat nun die Untersuchung dieser Frage an
einem großen multizentrischen Kollektiv von knapp 26.000
IntensivpatientInnen ermöglicht (siehe Valentin A et al. Critical Care
Medicine 2003; 31:1901-1907). Die wesentlichen Ergebnisse sind im
Folgenden zusammengefasst:
1. Unter 25.998 konsekutiv erfassten IntensivpatientInnen an 31 Intensivstationen betrug der Anteil an Frauen 41,7%.
2. Der mittels SAPS II (Simplified Acute Physiology Score) erfasste Schweregrad der Erkrankung war bei Frauen höher.
3. Männer hatten eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit invasiven intensivmedizinischen Verfahren unterzogen zu werden.
4. Trotz dieser Unterschiede im Erkrankungsschweregrad und der Invasivität der Behandlung gab es zwischen den Geschlechtern keinen Unterschied im Verhältnis von vorhergesagter und tatsächlicher Mortalität.
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