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ECC Guidelines 2000

Neues in der Reanimation


Einleitung

In der Guidelines 2000 Konferenz wurden unter Mitarbeit von Experten der American Heart Association und Europäischer Organisationen internationale Richtlinien, basierend auf den Ergebnissen von wissenschaftlichen Studien erarbeitet. Ziel dieser Übersicht ist eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Änderungen der Empfehlungen für die Reanimation Erwachsener und Kinder >8 Jahre. Für weitere Details möchte ich auf den Originaltext verweisen.

Diagnose des Atem- und Kreislaufstillstands

Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Reanimation ist die rasche Diagnose eines vorliegenden Kreislauf- und/oder Atemstillstandes und die rasche Kontaktaufnahme mit einem Notfallteam. Die Mehrzahl der Patienten mit plötzlichem, beobachteten und nicht-traumatischen Kreislaufstillstand haben im initialen EKG Kammerflimmern. Die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Kreislaufstillstandes infolge von Kammerflimmern sinkt pro Minute ohne Defibrillation um 7-10%. Nach 12 Minuten beträgt die Überlebenswahrscheinlichkeit nur mehr 2-5%. Es wird daher empfohlen, wenn ein einzelner Helfer einen Kreislaufstillstand diagnostiziert, keine Zeit mit initialen Reanimationsmaßnahmen zu verschwenden, sondern sofort die Rettung oder das Herzalarmteam (im Spital) zu rufen. Sind mehrere Helfer zur Stelle kann der Notruf an einen anderen Helfer delegiert werden. Ausnahmen von dieser Regel sind Patienten nach Ertrinken, Trauma, Vergiftung und Kinder im Alter bis zu 8 Jahren, da hier meist Ventilationsprobleme im Vordergrund stehen. Hier wird sofort mit wenigen Reanimationszyklen nach dem ABC-Schema begonnen, bevor der Notruf getätigt wird. Von ebenfalls großer Wichtigkeit ist eine möglichst rasche Identifikation der dem Atem- und Kreislaufstillstand zugrundeliegenden Ursache. Die effizienteste Therapie des akuten Koronarsyndroms und des ischämischen Insults, die Revaskularisation, kann nur innerhalb weniger Stunden nach Symptombeginn mit einer guten Erfolgswahrscheinlichkeit durchgeführt werden. Es ist daher notwendig, diese Patienten so rasch wie möglich einem geeigneten Zentrum zuzuführen.

Basisreanimation

Die ABC-Regel bildet auch weiterhin das Grundgerüst der Basisreanimation. Nach Feststellen der Bewusstlosigkeit und Durchführen des Notrufs werden die Atemwege freigemacht und die Spontanatmung überprüft. Patienten mit Spontanatmung werden in eine stabile Seitenlage gebracht. Bei Fehlen bzw. bei Unsicherheit ob Spontanatmung vorliegt werden 2 Atemhübe verabreicht. Eine agonale Schnappatmung, welche zu Beginn eines Kreislaufstillstands vorliegen kann, ist eine insuffiziente Atmung und muss ebenfalls beatmet werden. In den neuen Richtlinien wurde das empfohlene Atemzugvolumen reduziert, um das Risiko einer Überblähung des Magens und der daraus resultierenden Komplikationen wie Regurgitation, Aspiration und Pneumonie zu reduzieren. In der Mund-zu-Mund-Beatmung und Maskenbeatmung ohne Sauerstoff sollte alle 4-5 Sekunden ein Atemzug über eine Dauer von ca. 2 Sekunden mit einem durchschnittlichen Volumen von 10ml/kg KG (ca. 700-1000ml) verabreicht werden. Als klinischer Parameter kann das Heben des Thorax als Indikator für einen suffizienten Atemhub gewertet werden. Wenn zusätzlich Sauerstoff von mindestens 8-12 l/Minute (dies entspricht einer Sauerstoffkonzentration 40%) zugeführt wird, kann das Atemzugvolumen auf 6-7ml/kg KG (ca. 400-600ml) reduziert werden. Infolge der niedrigeren Tidalvolumina wird das Risiko einer Überblähung des Magens mit den daraus resultierenden Komplikationen reduziert, es besteht jedoch ein erhöhtes Risiko einer Hyperkapnie und Hypoxie. Das Risiko einer Überblähung des Magens kann auch durch einen 3. Helfer reduziert werden, welcher während der Beatmung das Krikoid gegen die Wirbelsäule drückt. Anschließend werden Zeichen einer suffizienten Zirkulation gesucht. Diese beinhalten nicht nur ein Fühlen des Karotispulses über 10 Sekunden, sondern auch eine Evaluierung von Zeichen der Spontanatmung, von Husten oder spontanen Bewegungen. Fehlt eine spontane Zirkulation, so wird mit der Herzdruckmassage begonnen. In den neuen Richtlinien wird nicht mehr zwischen einer 1-Helfer und einer 2-Helfer Reanimation unterschieden. In allen Fällen werden vor Durchführung einer Intubation 15 Thoraxkompressionen mit 2 Atemhüben alterniert. Diese sollten mit einer Geschwindigkeit von 100/Minute und (je nach Thoraxdurchmesser) mit einer Tiefe von durchschnittlich 4-5 Zentimeter verabreicht werden. Anlass für eine Änderung der Richtlinien waren Studien die zeigten, dass die Mortalität nach Reanimation mit der Zunahme der verabreichten Thoraxkompressionen invers korreliert. Während einer suffizienten Herzdruckmassage kann ein systolischer Druck zwischen 60-80 mm Hg, jedoch nur ein mittlerer arterieller Druck von £ 40 mm Hg erzielt werden, da der diastolische Druck meist niedrig ist. Nach jeder Unterbrechung der Herzdruckmassage sind mehrere Thoraxkompressionen notwendig um die ursprüngliche Gehirn- und Koronarperfusion wieder herzustellen. Da das Herzminutenvolumen nur etwa 25% des Normalwertes ausmacht, besteht auch ein geringerer Ventilationsbedarf um ein ausgeglichenes Ventilations-Perfusionsverhältnis zu erzielen.

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Tags: intensiv-news notfallmedizin reanimation ecc guidelines 2000 

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