INTENSIV-News
Prevalence, severity, and nature of preventable patient harm across medical care settings: Systematic review and meta-analysis.
Panagioti M, Khan K, Keers RN, Abuzour A, Phipps D, Kontopantelis E, Bower P, Campbell S, Haneef R, et al. BMJ 2019; 366:l4185
Das Thema Patientensicherheit ist nach einem Aufmerksamkeitsgipfel vor
etwa 10-15 Jahren wieder etwas weniger im Fokus der medizinischen
Öffentlichkeit, so sind etwa die Anzahl der wissenschaftlichen
Publikationen dazu abnehmend. Diese neue Studie aus England rückt einen
wichtigen, zugleich aber auch schwierigen Aspekt der Patientensicherheit
in den Vordergrund, die Frage nach vermeidbaren Schäden im Rahmen der
Behandlung von Patienten. Die Komplexität dieser Frage zeigt sich
bereits im Problem übereinstimmender Definitionen: Was ist ein Schaden?
Und was bedeutet vermeidbar? Im Allgemeinen setzt ein Schaden für
Patienten ein unerwartetes Ereignis mit negativen körperlichen,
psychischen oder auch sozialen Folgen voraus. Der Begriff Schaden
bezieht sich dabei auf die Folgen einer Behandlung, jedoch nicht auf die
möglichen Konsequenzen der zugrunde liegenden Erkrankung.
In diesem Kontext wird ein Schaden als vermeidbar eingestuft, sobald eine identifizierbare und beeinflussbare Ursache existiert, die zukünftig unter Anwendung verhältnismäßiger Veränderungen von strukturellen Bedingungen (z. B. Personalmangel) oder Anpassungen des Behandlungsprozesses oder auch der Beachtung von Behandlungsrichtlinien, ausgeschaltet oder zumindest unwahrscheinlich gemacht werden kann.
Aus
der bisherigen Erörterung wird bereits verständlich, dass es im Kern um
eine Minimierung von Risiko geht. Allerdings gilt leider auch in der
Medizin die Regel, dass es kaum Risiken gibt, die auf Null reduziert
werden können. In der Medizin lassen sich intrinsische Risiken, die ein
Patient mit sich trägt (Alter, Erkrankungsschwere etc.) von
extrinsischen Risiken, die durch den Behandlungsprozess hinzugefügt
werden, unterscheiden. Es gilt, diese extrinsischen Risiken so gering
wie irgendwie möglich zu halten.
Die Studie von Panagioti et al. hatte das Ziel, mittels einer Metaanalyse die Prävalenz, Ausprägung und Charakteristik von Schadensfällen bei Patienten darzustellen und zu analysieren. Dazu wurden nach einem umfangreichen Bewertungsprozess aus der Gesamtliteratur der Jahre 2000-2019 schließlich 66 Studien mit 70 einzelnen Patientenkollektiven und einem Gesamtpool an 337.025 Patienten in die Metaanalyse eingeschlossen.
Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...
Tags: intensiv-news intensivmedizin behandlungssicherheit behandlungsprozess patientenschaden
Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.