INTENSIV-News
Virtual autopsy as an alternative to traditional medical autopsy in the intensive care unit: A prospective cohort study.
Wichmann D, Obbelode F, Vogel H, et al. Ann Intern Med 2012; 156:123-30
University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Germany.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden weltweit nicht-forensische
Autopsien zunehmend seltener durchgeführt (De Vlieger GY; Crit Care
2010; 14:221). Als Gründe dieser Tendenz werden die Kosten einer
Obduktion (Esteban A; Intensive Care Med 1999; 25:343), deutlich
abnehmende Anforderungen einer Autopsie durch die behandelnden Ärzte
(EC; Am J Med 2004; 117:255), Ablehnung durch die Angehörigen (Combes A;
Arch Intern Med 2004; 164:389), aber auch ein reduziertes Interesse von
Pathologen an der Sektion (Chariot P; Arch Pathol Lab Med 2000;
124:739) und Angst der behandelnden Ärzte vor Aufdeckung eines
Behandlungsfehlers durch unerwartete Obduktionsergebnisse mit
rechtlichen Konsequenzen (Combes A; Arch Intern Med 2004; 164:389)
angeführt.
Unabhängig von dieser Tendenz bleibt die Autopsie
verstorbener Intensivpatienten ein nicht nur für den Kliniker
außerordentlich wichtiges Instrument: Die gewonnenen Informationen
tragen wesentlich zum pathophysiologischen Verständnis bei. Dieses
Feedback unterstützt die kontinuierliche Ausbildung der
Intensivmediziner und sollte auch als eine qualitätssichernde Maßnahme
verstanden werden. Im intensivmedizinischen Setting durchgeführte
Autopsiestudien weisen auf klinisch relevante Diskrepanzen zwischen
Diagnose und Autopsiebefunden trotz einer verbesserter Diagnostik in 3
bis 16% der Fälle hin (De Vlieger GY; Crit Care 2010; 14:221). Kliniker
können nur mit unzureichender Sicherheit diejenigen Todesfälle
identifizieren, bei denen eine Autopsie zu überraschenden neuen
Erkenntnissen führt.
Vor diesem Hintergrund stellt der Einsatz
moderner bildgebender Verfahren wie der Multidetektor-Computertomografie
(MDCT) oder der Magnetresonanztomographie (MRT) inklusive einer
dreidimensionalen Rekonstruktion als postmortale virtuelle Autopsie eine
mögliche Alternative zur Obduktion dar.
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