INTENSIV-News
Vor etwas mehr als zwei Jahren suchte ein 18jähriger Mann unsere
kardiologische Ambulanz auf. Er berichtete, als Fußballer bei einem
Landesligaclub zukünftig intensivere Trainingseinheiten absolvieren zu
wollen. Im Rahmen einer Routineuntersuchung fiel allerdings dem
Mannschaftsarzt ein abnormes EKG auf. Der junge Mann war dadurch stark
verunsichert, bei uns sollte eine weitere kardiologische Abklärung zur
Risikoabschätzung erfolgen. Bis dato bestand keine wesentliche
Vorerkrankung, in der Familie keine Häufung von kardialen Todesfällen.
Das aufgezeichnete EKG zeigte konvexe ST-Hebungen in den
rechts-präkordialen Ableitungen (Abbildung). Der junge Mann war völlig
beschwerdefrei, klinisch ausgezeichnet belastbar. Die durchgeführte
Echokardiographie zeigte keine regionale Wandbewegungsstörung bzw. keine
Hypertrophiezeichen, normale Innendimensionen der Herzhöhlen sowie
unauffällige systolische und diastolische Funktion. Zur ersten
Abschätzung eines potentiellen Arrhythmíerisikos erfolgte noch die
Abklärung mittels 24h-EKG, auch hier keine Auffälligkeiten.Besteht nun
ein Krankheitswert?
Sportler zeigen relativ häufig Veränderungen im Ruhe-EKG. Dabei handelt
es sich meist um Anomalien während der Repolarisationsphase („Early
Repolarization“), die an sich meist als völlig harmlos zu werten sind.
Andererseits ist der plötzliche Herztod eine gefürchtete Komplikation
bei der Ausübung von Leistungssport. Es besteht hier also ein gewisses
Dilemma – präzises diagnostisches Vorgehen ist daher von großer
Bedeutung, um etwaige Risikopatienten herausfiltern zu können.
Typische EKG-Muster im Sinne von Early Repolarization zeichnen sich vor
allem durch den erhöhten Abgang der ST-Strecke aus. Diese ST-Hebungen
können durchaus zu Verwechslungen mit ischämieverdächtigen Veränderungen
führen. Die ST-Hebungen sind dabei vorwiegend in den
rechts-präkordialen Ableitungen (insbesondere V2 und V3) lokalisiert und
konvex (afrikanisch-karibisches Muster) oder konkav (europäisches
Muster) geformt (Corrado D; Br J Sport Med 2009; 43:669). Eine strikte
Korrelation zwischen ethnischer Herkunft und dem EKG-Muster dürfte
allerdings nicht vorliegen - unser Sportler hatte rein österreichische
Wurzeln, zeigte aber ein typisch afrikanisch-karibisches Muster
(Abbildung)...
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