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Brauchen wir das tägliche Routine-Thoraxröntgen beim Intensivpatienten?


Abandoning daily routine chest radiography in the intensive care unit: Meta-analysis.

Oba Y, Zaza T                                                                                                                                                                    Radiology 2010; 255:386-95

Division of Pulmonary and Critical Care Medicine, University of Missouri-Columbia, One Hospital Drive, CE 412, Columbia, MO 65212, USA.


Die Durchführung einer täglichen Routine-Thoraxaufnahme bei allen Intensivpatienten hat sich in den letzten Jahrzehnten als allgemeiner Standard etabliert und ist im Ablauf vieler Intensivstationen fest verwurzelt. Die Basis dieses täglichen Thoraxröntgens auf Intensivstationen stellt die Empfehlung des American College of Radiology (ACR) dar, die sich auf mehrere Publikationen aus den 1980-90iger-Jahren stützt (Appropriateness Criteria for Routine Chest Radiograph, siehe www.acr.org/SecondaryMainMenuCategories/quality_safety/app_criteria/pdf/ExpertPanelon ThoracicImaging/RoutineChestRadiographDoc7.aspx) (letzte Fassung 2008).

In diesen Studien wurde eine hohe Inzidenz von neu aufgetretenen oder unerwarteten Veränderungen beschrieben, welche im täglich durchgeführten Routine-Thoraxröntgen gefunden wurden. Nach den Empfehlungen des ACR sollte daher bei allen beatmeten und kardiopulmonal instabilen Patienten zumindest eine tägliche Routine-Thoraxaufnahme durchgeführt werden. Das tägliche Thoraröntgen bei Intensivpatienten wird vielerorts durchgeführt, um unerwartete und relevante Veränderungen, welche der klinischen Detektion entgehen, frühzeitig erkennen zu können. In den letzten Jahren wurden jedoch einige Studien publiziert, welche diese etablierte Routine des täglichen Thoraxröntgens bei allen Intensivpatienten zunehmend kritisch hinterfragen. Rezente Studien fanden eine deutlich niedrigere Inzidenz von wichtigen Veränderungen, welche in weiterer Folge tatsächlich einen direkten Einfluss auf die Behandlung der Intensivpatienten hatten.    
    
In der vorliegenden Metaanalyse von Oba Y und Mitarbeitern wurden die Auswirkungen der Umstellung einer täglichen Routine-Kontrolle auf ein bedarfsorientiertes Schema (Anforderung nur bei klinischer Indikation) untersucht. Insgesamt wurden 8 Studien mit 7078 Patienten dahingehend analysiert, ob durch eine bedarfsorientierte Anforderung („on-demand“) die Letalität (in der Intensivstation bzw. im Spital), Beatmungstage und Spitalsdauer beeinflusst werden.

Zusammenfassend wurde festgestellt, dass durch eine bedarfsorientierte Anforderung weder Letalität noch Beatmungsdauer oder Spitalsdauer von Intensivpatienten signifikant beeinflusst wurden. Es konnte keine Subgruppe identifiziert werden, welche von einem täglichen Routine-Thoraxröntgen profitieren würde.

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Tags: intensiv-news kardiologie thorax-röntgen 

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