Ist rotes und verarbeitetes Fleisch tatsächlich unbedenklich?

Eine neue Gruppe, NutriRECS, personell eng verflochten mit der GRADE-Initiative und mehrheitlich aus klinisch-medizinisch orientierten Methodikern bestehend, hat kürzlich ihre Sicht zum Konsum von rotem Fleisch und Fleisch­erzeugnissen in der angesehenen Zeitschrift „Annals of Internal Medicine“ dargelegt (Johnston BS; Ann Intern Med 2019; e-pub).

Dazu hat sie die Studienlage in mehreren systematischen Arbeiten zu kardiometabolischen und Krebsendpunkten bewertet, eine systematische Literaturarbeit zu Interventionsstudien mit Fleisch und die Auswirkungen auf kardiometabolische Marker durchgeführt, eine weitere systematische Literaturarbeit zu Ernährungsmustern mit Fleisch und Krankheitsendpunkten und schließlich die Literatur zur Einstellung der Menschen zu Fleisch ausgewertet. Alle diese Arbeiten sind zusammen mit der eigentlichen Bewertungsarbeit (Zusammenfassung siehe oben) in der Oktoberausgabe der Zeitschrift zu finden, die zudem mit einem Editorial gewürdigt wurden (siehe gesamtes Heft Ann Intern Med 2019; e-pub).

Die Gruppe kam zu dem Schluss, dass sie allen Fleischessern empfiehlt, weiter rotes Fleisch und Fleischerzeugnisse in den gewohnten Mengen zu sich zu nehmen. Begründet wird diese Sichtweise auf den Fleischverzehr mit dem geringen Vertrauen, die Langzeitstudien mit Probanden im Vergleich zu ähnlich durchgeführten Interventionsstudien hinsichtlich kausaler Effekte haben, dem geringen Nutzen einer verringerten Fleischzufuhr für ein Individuum hinsichtlich abgesenkter Krankheitsrisiken, und dem hohen Stellenwert von Fleisch in der Ernährung bei Fleischessern.