NEPHRO-News
Juckreiz ist eine uns allen bekannte, fast alltägliche
Sinneswahrnehmung. In vielen Situationen des täglichen Lebens empfinden
wir Juckreiz – bei Müdigkeit, bei Stress, wenn wir jemandem beim Kratzen
zusehen usw. Meist dauert eine solche Juckepisode nur wenige Sekunden
und lässt sich durch kurzes Kratzen beenden. Akuten, ausgeprägten
Juckreiz kennen wir z. B. von Mückenstichen oder Kontakt mit
Brennnesseln. Diese Empfindung klingt meist nach Stunden bzw. wenigen
Tagen wieder ab. Chronischer Juckreiz hält über viele (> 6) Wochen
an und hat meist eine dermatologische, internistische oder aber auch
neurologische Erkrankung zur Ursache.
Physiologie und Pathophysiologie
Ähnlich
wie der Schmerz hat der Juckreiz Bedeutung im Rahmen des sensorischen
Schutzsystems des Körpers. Damit erschöpft sich allerdings die Dimension
dieses Sinneseindruckes nicht. Es wird vermutet, dass Juckreiz und das
dadurch bedingte Kratzen eine Rolle im universellen „Belohnungssystem“
des Körpers spielt. Die Physiologie des Juckreizes ist nur
unvollständig geklärt. In der Haut befinden sich Nervenendigungen mit
einer Vielzahl verschiedener Rezeptoren, durch deren Aktivierung ein
entsprechender nervaler Reiz ausgelöst und über Nervenbahnen zum Rückenmark geleitet wird. Derzeit geht man davon aus, dass dafür mindestens 2
verschiedene Nervenfasern existieren (mechano-insensitive C-Fasern, die
Histamin-vermittelten Juckreiz und polymodale C-Fasern, die z. B. beim
Juckreiz durch die Juckbohne Cowhage eine Rolle spielen). Nach Kreuzung
auf Rückenmarkebene wird der Impuls dann über das 2. Neuron zentralwärts
geleitet, wo er sowohl sensible wie auch motorische Areale des Kortex
aktiviert. Ähnlich wie beim Schmerz spielt die zentrale Verarbeitung des
Juckreizes eine erhebliche Rolle in der Wahrnehmung der Qualität und
Intensität des Juckreizes.
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