INTENSIV-News
Die Sepsis zählt nach aktuellen Untersuchungen des vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung geförderten „SepNet“ zur dritthäufigsten
Todesursache in Deutschland. Während Sterblichkeit und Morbidität von
Patienten mit akutem Myokardinfarkt, akutem Schlaganfall und schwerem
Trauma in den letzten Jahren durch die Implementierung von koordinierten
Vorgehensweisen signifikant gesenkt werden konnten, blieb die
Sterblichkeit von Patienten mit Sepsis, schwerer Sepsis und septischem
Schock sehr hoch.
Weder bei der Bevölkerung noch bei Ärzten und Pflegenden ist das
Bewusstsein ausreichend ausgebildet, dass es sich bei Sepsis um eine
Hochrisikosituation handelt. Eigene explorative Interviews mit
Kommunalpolitikern, Angehörigen von Patienten, Studenten, Ärzten und
Pflegenden ergaben das überraschende Resultat, dass die
Krankenhaussterblichkeit einer ambulant erworbenen Lungenentzündung mit
etwa 1% eingeschätzt wird, während ein akuter Myokardinfarkt als immense
Bedrohung mit einer Krankenhaussterblichkeit von über 15% bewertet
wurde. Dass das Sterblichkeitsrisiko umgekehrt ist, löste regelmäßig
Erstaunen bei den Interviewten aus. Die „Surviving Sepsis Campaign“ (in
Deutschland durch das SepNet vertreten) hat es sich zum Ziel gemacht,
diese Fehleinschätzung nachhaltig zu verändern und erzielte bereits
beachtenswerte Erfolge.
In den letzten 2 Jahrzehnten wurden zahlreiche Anstrengungen
unternommen, die Sterblichkeit von intensivmedizinisch behandelten
Patienten mit Sepsis zu reduzieren. Bedenkenswert ist in diesem
Zusammenhang, dass technisch aufwändige und nicht selten
kostenintensive Entwicklungen von neuen Medikamenten, neuen invasiven
Technologien oder ergänzenden adjunktiven Therapien nicht den erwarteten
Erfolg gebracht haben.
Dies ist möglicherweise auf unser historisch entwickeltes Verständnis
von Medizin zurückzuführen: Die Entdeckung des Penicillins im Jahr 1928
durch Alexander Fleming ist einerseits als Meilenstein in der
Behandlung bakterieller Infektionen zu sehen, andererseits verführt uns
das Vorhandensein einer „Magic Bullet“ (wie in Werbeanzeigen in den 40er
Jahren bezeichnet; Abbildung), komplexe Erkrankungen wie z. B. Sepsis
monokausal zu betrachten.
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