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Können Nierenersatzverfahren die Niere tatsächlich „ersetzen“?


Efficacy and safety of renal tubule cell therapy for acute renal failure.

Levine S, Nguyen T, Taylor N, et al.                                                                                                                  J Am Soc Nephrol 2008; 19:1034-40

Southeast Renal Associates/Presbyterian Hospital, Charlotte, North Carolina, USA.


In den letzten Jahren ist immer klarer geworden, dass das akute Nierenversagen (ANV) einen massiven und unabhängigen Einfluss auf Krankheitsverlauf, Entstehung von Komplikationen und die Prognose der Patienten ausübt. Das ANV wurde als systemisches inflammatorisches Syndrom erkannt, die Patienten versterben nicht (nur) im, sondern (auch) am ANV (Druml W; Intensiv Care Med 2004; 30:1886).

In jenen Untersuchungen, die zu diesen Erkenntnissen geführt haben, wurden die Patienten mit ANV mit modernen Nierenersatztechniken, meist kontinuierlichen Verfahren behandelt. Offensichtlich ist es mit diesen Verfahren nicht möglich, die systemischen Konsequenzen und den Einfluss eines ANV auf die Prognose auszugleichen oder zu verhindern (Metnitz PG; Crit Care Med 2002; 30:2051; Oppert M; NDT 2008; 23:904).

Der Terminus „Nierenersatzverfahren“ suggeriert, dass wir mit diesen Verfahren tatsächlich die Nierenfunktion, manche meinen sogar beliebig lange, ersetzen können. Wir müssen jedoch zugeben, dass die verfügbaren Techniken, die im Wesentlichen auf Diffusion, Konvektion und Ultrafiltration beruhen, nur isolierte und eher primitive exkretorische Nierenpartialfunktionen simulieren, die multiplen und komplexen, regulatorischen, metabolischen, endokrinen und immunologischen Funktionen der Niere keineswegs ausgleichen können.

Daher beschäftigen sich weltweit verschiedene Arbeitsgruppen mit dem Problem, wie man ein Nierenersatzverfahren gestalten könnte, um näher an die biologischen Funktionen der Niere heranzukommen. Die Gruppe um David Humes aus Baltimore arbeitet nunmehr schon seit Jahrzehnten an einem Konzept des „bioartifiziellen“ Nierenersatzes, wobei gezüchtete Tubuluszellen in einem extrakorporalen System die endogene Nierenfunktion weitgehend übernehmen sollten („renal tubule assist device“ – RAD). Diese Arbeitsgruppe hat in mehreren Vorpublikationen die Machbarkeit dieses Konzeptes und an kleinen Patientenserien auch die Umsetzbarkeit in die klinische Praxis gezeigt (Fissell WH; JASN 2003; 14:454; Humes DH; Kidney int 2004; 66:1578). Allerdings wurde eine vor einigen Jahren geplante Multicenter-Studie mit diesem neuen RAD in den USA abgebrochen, da ein klinisch überzeugender Effekt im vorgesehenen Studiendesign und mit den damals verfügbaren RADs nicht zu erwarten war. Für diese negative Entscheidung waren vorwiegend ungelöste technische und logistische Probleme, wie Qualität, Menge und die Vitalität der gezüchteten Tubuluszellen verantwortlich zu machen.

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Tags: intensiv-news nephrologie nierenersatzverfahren dialyse 

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