NEPHRO-News
Es ist wohl nicht übertrieben, wenn ich eingangs
feststelle, dass die Zystennierenkrankheit (ADPKD-I) praktisch bis
heute für den betreuenden Arzt eine inaktive, geradezu langweilige
Entität darstellt (vor Eintritt einer eventuellen Dialysepflicht).
Wie wird die Zystennierenkrankheit (ADPKD-I) augenblicklich betreut?
In
der Regel – Ausnahmen bestätigen die Regel – sind die Patienten
familiär bekannt. Die ärztliche Aktivität beschränkt sich auf die –
eher seltene – Behandlung von Komplikationen wie Harnwegsinfekten,
Hämaturien, Sodbrennen, Bauch- und Flankenschmerzen, sowie – sehr
selten – Zystenabszessen, Nierensteinen, Divertikulitiden,
Hirnblutungen (nach Ruptur eines Hirnbasisaneurysmas),
Aortendissektionen und Mitralklappeneingriffen (bei -prolaps). Die
ärztliche Behandlung besteht meistens „nur“ in Behandlung der
arteriellen Hypertonie, Messung von Serum-Kreatinin, Anmahnungen, mehr
zu trinken (> 2 L/d), sowie Kaffee und Schwarztee eher zu meiden,
Salz nur vorsichtig zu genießen, Protein eventuell auch und regelmäßigen
Sport im kardiologischen Sinne zu betreiben sowie schließlich in 6 bis
12 Monaten zur nächsten Vorstellung zu kommen.
Denn – so wird
der Arzt oft sagen - „ich kann ja sowieso nichts für Sie tun, diese
Krankheit ist bisher nicht behandelbar“. Bisher, das ist der Punkt.
(Vielleicht macht der Arzt routinemäßig auch noch einige andere
Maßnahmen, wie z. B. den abdominellen Ultraschall und die Messung
weiterer nephrologischer Parameter im Serum, inklusive Fetten und
Blutzucker, sowie Harnstatus und Urikult, doch meistens kommt dabei
nicht viel heraus).
Wie ist es zu den neuen Therapieansätzen gekommen?
Seit
den 1980er Jahren hat Jared J. Grantham, der Nephrologe des
Universitätskrankenhauses in Kansas City Missouri und jahrzehntelange
Pionier der ADPKD-I-Forschung immer wieder vorgetragen, dass die Größe
der Zystennieren irgendwie der entscheidende pathogenetische Faktor im
Voranschreiten der begleitenden Niereninsuffizienz wäre (Grantham JJ; N
Engl J Med 2006; 354:2127). Dieser Befund lenkte die Aufmerksamkeit auf
die Frage, warum Nierenzysten bei der ADPKD-I wachsen und wie man
solches Wachstum eventuell vermindern oder stoppen könnte. Auch hierzu
kam der entscheidende Anfangsbefund aus dem Labor Grantham (Mangoo-Karim
R; PNAS 1989; 86:6007): Die Autoren behandelten undifferenzierte kleine
„Klümpchen“ von MDCK-Zellen (distal renale tubuläre Epithelzellen vom
Hund) in dreidimensionaler Zellkultur mit dem ubiquitären Boten- und
Signalübertragungsstoff cAMP. Daraufhin ordneten sich die MDCK-Zellen
nunmehr zu Bläschenwandzellen („Zysten“) um. Sie transportierten
„spontan“ Chlorid – und nachfolgend Wasser – in das Bläscheninnere,
nachweisbar unter anderem anhand des positiven hydrostatischen Druckes
im Inneren der Bläschen.
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