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Rauchen und Niere


Einleitung

Nachdem deutsche Politiker unfähig sind, eine Länderübergreifende einheitliche Regelung für die Einschränkung des Zigarettenrauchens zu schaffen, ist es von besonderem Interesse, die Aufmerksamkeit auf eine weitere, bislang vernachlässigte Konsequenz des Zigarettenrauchens, die Erhöhung des renalen Risikos, hinzuweisen. Im Gegensatz zu den bekannten Nebenwirkungen (Karzinogenese, Lungenerkrankungen und kardiovaskuläre Ereignisse) hat das renale Risiko bei Zigarettenrauchern in der Nephrologie erst in jüngster Zeit stärkere Aufmerksamkeit gefunden [Orth SR, Kidney Int 51:1669-1677, 1997]. Dies ist erstaunlich, weil Diabetologen bereits seit zwei Jahrzehnten bekannt war, dass bei zigarettenrauchenden Diabetikern die diabetische Nephropathie häufiger auftritt [Christiansen JS, Diabetes Care 1:146-149, 1978].

Akute Effekte des Rauchens auf Blutdruck und Nieren

Bereits 1907 beschrieb Hesse in seiner Doktorarbeit den vorübergehenden Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz während des Rauchens einer Zigarette [Hesse E, Arch klin Med 1907:565-575, 1907]. Dennoch war lange Zeit behauptet worden, bei Rauchern sei die Hypertonie nicht häufiger [Green MS, Am Heart J 111:932-940, 1986], vermutlich weil der Hochdruck durch das niedrige Körpergewicht der Raucher maskiert war. Cryer et al. [Cryer PE, N Engl J Med 295:573-577, 1976] fanden während des Rauchens einer Zigarette ausgeprägte Sympathikusaktivierung und Freisetzung hypertensinogener Hormone wie Arginin-Vasopressin, Aldosteron, Kortison und ACTH. Der Effekt des Zigarettenrauchens überdauert die Dauer des Rauchens. In einer kontrollierten Studie zeigte Frau Dr. Ritz [Ritz S, Inauguraldissertation Universität Heidelberg 2003], dass selbst zur Nachtzeit bei Gelegenheitsrauchern der Blutdruck an den Tagen höher war, an denen sie rauchten, im Vergleich zu den Tagen, an denen sie nicht rauchten (Abbildung 1). Sie fand, dass dies begleitet war von entsprechenden Veränderungen der Herzfrequenz. Die Effekte des Rauchens auf den Kreislauf sind komplex: Zum Beispiel findet sich bei Rauchern auch eine vermehrte Steifheit (stiffness) des arteriellen Systems [Yasmin, Am J Hypertens 17:292-298, 2004]. Ein umgekehrter Weißkitteleffekt, das heißt normaler Praxisblutdruck bei überhöhtem zuhause gemessenem Blutdruck ist sehr häufig [Narkiewicz K, Blood Press 14:69-71, 2005]. Dieses Artefakt ist wahrscheinlich dadurch zu erklären, dass in Anwesenheit des Arztes nicht geraucht wird.

Zigarettenrauchen hat einen erheblichen Einfluss auf die renale Hämodynamik. Es führte in unserer Untersuchung zum akuten Anstieg von Epinephrin, Herzfrequenz und Blutdruck. Bei gesunden Freiwilligen war dies begleitet von einem Abfall der Filtrationsfraktion und einem Anstieg des renovaskulären Widerstands [Ritz E, J Am Soc Nephrol 9:1798-1804, 1998].

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Tags: nephro-news nephrologie nierenerkrankung rauchen 

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