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Das Komplement-Spaltprodukt C4d:

Ein neuer diagnostischer Marker


Grundlagen

Die akute Nierentransplantatabstoßung gilt als Prototyp der zellulären, T-Zell-vermittelten Abstoßung. Eine Vielzahl von Studien weist jedoch auch auf eine Bedeutung humoraler Immunmechanismen bei dieser Abstoßungsform hin (Graft 3:12-17, 2000, Curr Opin Urol 12:95-99, 2002). Der Begriff "akute humorale Abstoßung" (acute humoral rejection, AHR) ist mittlerweile als eigene Entität weitgehend etabliert. Die Inzidenz der klinisch relevanten AHR liegt bei 3 bis 10%. Humorale Abstoßungskrisen sind oft gegen konventionelle (vorwiegend antizelluläre) Abstoßungstherapien (Steroidbolustherapie, Antilymphozyten-Antikörper) refraktär. Tatsächlich wurden für die AHR Transplantatverlustraten von über 50% beschrieben (Graft 3:12-17, 2000; Curr Opin Urol 12:95-99, 2002).Goldstandard in der Diagnostik der AHR ist der serologische Nachweis (Crossmatch (CX) mit Spender-Lymphozyten) von spender-spezifischen anti-HLA-Antikörpern in einer zum Zeitpunkt der Abstoßung entnommenen Serumprobe (Transplantation 69:319-326, 2000). Das CX erlaubt jedoch den Nachweis von Alloantikörpern gegen polymorphe, endothelial exprimierte Non-HLA-Antigene nicht. Weiters ist auf die Möglichkeit falsch-positiver Ergebnisse (z. B. IgG Autoantikörper) hinzuweisen.

Bislang sind für die AHR keine verlässlichen histomorphologischen Kriterien beschrieben. In wenigen Studien wurde eine Assoziation eines positiven CX nach Transplantation mit bestimmten histologischen Veränderungen (z. B. kapilläre Ansammlung von Granulozyten) gezeigt (Transplantation 61:1586-1592, 1996). Allerdings sind diese Veränderungen auch bei nicht-humoralen Abstoßungskrisen zu finden.

Neuere Daten weisen nun auf eine große Treffsicherheit eines neuen Markers, das Komplement-Spaltprodukt C4d, hin. C4d wird im Rahmen einer Antikörper-mediierten klassischen Komplementaktivierung als Fragment des Komplementfaktors C4 freigesetzt und kovalent an benachbarte Strukturen gebunden. Der immunhistochemische Nachweis von C4d in Nierentransplantaten weist auf eine alloantikörper-mediierte klassische Komplementaktivierung am Endothel des Spenderorgans, und damit eine humorale Abstoßungskomponente, hin.

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Tags: nephro-news 

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