STRESS-L-Studie: Das Ende der Betablocker in der Sepsis?

Whitehouse und Mitarbeiter untersuchten in einer Parallel-Gruppen, multizentrischen, randomisierten, open-label ­Phase 2b Studie den Effekt einer kontinuierlichen Infusion des kurzwirksamen Betablockers Landiolol bei Patient­Innen mit septischem Schock und einer Herzfrequenz ≥95/Minute (Whitehouse T; JAMA 2023; 330:1641). Das ­­primä­re Outcome war der mittlere ­Sequential Organ Failure Assessment (SOFA) Score. Sekundäre Outcome-Parameter umfassten 28- und 90-Tage-Mortalität und ­Adverse Events. Die Studie wurde nach Einschluss von 126, statt geplanter 340 PatientInnen wegen unwahrscheinlichem Benefit und einem möglichen Nachteil vorzeitig beendet.

Der Einsatz von Betablockern im septischen Schock, wo Tachykardie einen wesentlichen Kompensationsmechanismus bei Vasoplegie darstellt, mag zunächst widersinnig erscheinen. Die Rationale zur Betablockade basiert unter anderem auf Beobachtungen, dass eine relative Bradykardie im septischen Schock mit einer niedrigeren Mortalität einhergeht (Beesley SJ; Crit Care Med 2017; 45:225), sowie auf pathophysiologischen Überlegungen: Einerseits scheint ein Kernelement des septischen Schocks die autonome Dysfunktion zu sein (Tracey KJ; Nature 2002; 420:853), charakterisiert durch Hemmung des Vagus und verstärkte Sympathikusaktivität mit b-adrenerger Überstimulation und adrenaler Stresshormonausschüttung. Diese können Tachykardien bedingen, selbst wenn ein adäquater Volumenstatus wiederhergestellt wurde (Schwartz A; J Critical Care Med 2015; 1:140, Carrara M; Ann Intensive Care 2021; 11:80).