Prognostizierung für hochbetagte Patienten: One size fits all?

Mit dem fortschreitenden demographischen Wandel steigt auch die Zahl hochbetagter Patienten in der Intensivmedizin. In einigen Ländern ist schon jeder fünfte Intensivpatient älter als 80 Jahre. Die ELDICUS-Studie hat gezeigt, dass der statistische Überlebensvorteil einer Behandlung auf der Intensivstation für kritisch kranke Patienten in diesem Lebensalter am größten ist (Sprung CL; Crit Care Med 2012; 40:132).

Der Alterungsprozess ist jedoch mit einer Zunahme der biologischen Heterogenität und dadurch mit einer gesteigerten Variabilität der Stressresilienz bei schweren Erkrankungen verbunden. Daher ist eine Prognostizierung für hochbetagte Patienten hinsichtlich einer Entscheidung über die Aufnahme auf eine Intensivstation allein auf der Basis des Lebensalters nicht möglich.

Mehrere Studien aus der Intensivmedizin haben eine Korrelation zwischen vorbestehenden funktionellen Einschränkungen und der Überlebenswahrscheinlichkeit hochbetagter Patienten nachgewiesen. Jedoch setzen häufig genutzte Prognosemodelle eine konstante Assoziation zwischen Variablen im Merkmalsraum voraus, die jedoch in der Realität kaum zu finden ist.

Eine Alternative bietet die sogenannte Cluster-Analyse, die die Heterogenität innerhalb einer Patientenpopulation nutzt, um Individuen mit ähnlichen Merkmalen in homogenere Untergruppen (Phänotypen) einzuteilen und dann eine separate Abschätzung der Prognose für einzelne Phänotypen vorzunehmen.