INTENSIV-News
Randomized trial of communication facilitators to reduce family distress and intensity of end-of-life care.
Curtis JR, Treece PD, Nielsen EL, Gold J, Ciechanowski PS, Shannon SE, et al. Am J Respir Crit Care Med 2016; 193:154-62
Der Tod auf der Intensivstation kommt nicht unerwartet und ist häufig.
Therapiebegrenzung, Therapieminimierung oder eine
Do-not-resuscitate-Anordnung sind mit 73% aller Todesfälle in der
europäischen Intensivmedizin direkt assoziiert (Sprung CL; JAMA 2003;
290:790). Dem Sterben und dem eigentlichen Tod gehen somit komplexe
Prozesse voraus, die jenseits der eigentlichen Intensivtherapie den
Patienten und seine Angehörigen vor enorme Herausforderungen stellen
(Janssens U; Intensivmed 2010; 47:35).
Das Behandlungsteam muss
sich in dieser Phase nicht nur um die medizinischen Belange des
Patienten („patient centered care“) kümmern, sondern sich in gleicher
Weise den Angehörigen zuwenden: Diese befinden sich in einer
Ausnahmesituation und leiden oftmals erheblich unter der technologisch
ausgerichteten, auf sie unmenschlich wirkenden Medizin.
Dieser
enorme Druck bleibt für die Angehörigen nicht folgenlos. Mehr als die
Hälfte (57%) der Angehörigen von Intensivpatienten mit einer hohen
Sterbewahrscheinlichkeit leiden unter mittelschweren bis schweren
traumatischen Stresssymptomen, 80% unter grenzwertigen Angstsymptomen
und 70% unter grenzwertiger Depression. Mehr als 80% berichten über
andere Symptome wie Müdigkeit, Traurigkeit oder Appetitlosigkeit (McAdam
JL; Crit Care Med 2010; 38:1078). Diese akuten Belastungsreaktionen
können aber auch zu einem langanhaltenden Psychotrauma führen. Nach dem
Tod eines Patienten lassen sich bei Angehörigen objektiv Symptome von
Angst/Depression bis hin zum posttraumatischen Stresssyndrom noch 12
Monate später nachweisen (Kentish-Barnes N; Eur Respir J 2015; 45:1341).
Vor diesem Hintergrund hat sich in den letzten Jahren eine
angehörigenzentrierte Behandlung („family centered care“) etabliert
(Azoulay E; Crit Care Med 2004; 32:2323). Die mittlerweile umfangreiche
Forschung zu dieser Thematik belegt eindrucksvoll, wie wichtig die
Kommunikation mit dem Behandlungsteam durch Patientenangehörige bewertet
wird: Den kommunikativen Fähigkeiten der Ärzte wird dabei von
Angehörigen die höchste Priorität eingeräumt (Hickey M ;Heart Lung 1990;
19:401).
Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.