Ethischer Klimawandel

„Neueste Technologie“, „führende Spezialisten“, „Hochleistungsmedizin“ – mit diesen Schlagworten werden Ärzte und Pflegekräfte auf Intensivstationen gesucht. Vielleicht sollte man sie besser mit einem „guten ethischen Entscheidungsklima“ locken. Eine Forschergruppe um Dominique Benoit (Belgien) hat den Einfluss des ethischen Klimas auf die Kündigungsabsicht von Intensivstations (ITS)-Personal untersucht (Van den Bulcke B; Intensive Care Med 2020; 46:46). Die Daten stammen aus der DISPROPRICUS Studie, mit der 2018 in 68 ICUs aus 13 Ländern Mitarbeiterbefragungen und Patientendaten über mehrere Monate gesammelt wurden.

Die Autoren haben unter Zuhilfenahme von organisationspsychologischen Skalen einen „Ethical decisionmaking climate questionnaire“ (EDMCQ) zusammengestellt und in einer zuvor publizierten Sub-Studie validiert (Van den Bulcke B; BMJ Qual Saf 2018; 27:781). Sie identifizierten 7 Faktoren für das ethische Klima (Tabelle). In der 2020 publizierten Studie teilten die Autoren die Intensivstationen in vier distinkte Cluster ein: 1) mit gutem, 2) mit schlechtem ethischen Klima und 3) bzw. 4) mit durchschnittlichem Klima mit (+) bzw. ohne (-) Einbeziehung der Pflege in End-of-life Care. Der Effekt auf die Kündigungsabsicht wurde sowohl für die einzelnen Faktoren als auch für die Cluster berechnet. Es flossen jeweils auch weitere Faktoren in die Regressionsanalysen ein, z. B. der BigMac Index als Maß für die Kaufkraft und die pro-Kopf Bettenzahl (Krankenhaus und ITS), Kennzeichen der Personalausstattung sowie demografische Merkmale der Mitarbeiter.