NUTRITION-News
Die Herausforderung:
Rund jedes sechste Kind in der Schweiz ist von Übergewicht oder Adipositas betroffen und die Prävalenz steigt weiter an. Diese Zunahme von Adipositas und der damit verbundenen Komorbiditäten stellt eine enorme sozioökonomische Belastung dar, da sie zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität führt. Adipositas ist nicht nur eine chronische Krankheit an sich, sondern auch ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung der weltweit führenden Ursachen von schlechtem Gesundheitszustand und frühen Tod; nämlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verschiedene Krebsarten, Diabetes und Osteoarthritis. Besorgniserregend ist, dass Adipositas in der Kindheit oft bis ins Erwachsenenalter anhält, es gilt also, rechtzeitig die Weichen zu stellen.
Der innovative Ansatz:
Die Prävention von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen bietet eine einmalige Chance, den Weg in ein ungesundes Erwachsenenleben zu verhindern. Ein niederschwelliges Angebot könnte der Schlüssel zum Erfolg sein. Aus diesem Grund haben wir in Zusammenarbeit mit Delica einen mit Nahrungsfasern angereicherten Kaugummi entwickelt, den «FibreGum». Dieser Kaugummi hat sowohl die Darm- und Mundmikrobiota als auch die Verhaltensweise im Fokus. Nahrungsfasern sind eine wichtige Nährstoffquelle für positiv assoziierte Bakterien und die von den Bakterien produzierten Stoffwechselprodukte (z. B. kurzkettige Fettsäuren) spielen eine wichtige Rolle bei Adipositas. Kaugummis bieten eine physiologische Möglichkeit zur kontinuierlichen Verabreichung von löslichen Inhaltsstoffen, halten den Mund beschäftigt und erfreuen sich vor allem bei Kindern grosser Beliebtheit. Das Ziel von FibreGum ist es, die mikrobielle Vielfalt zu verbessern, günstige Stoffwechselprodukte zu fördern und gleichzeitig das Naschen zu reduzieren. Um die Wirksamkeit dieses Kaugummis zu untersuchen, führen wir in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Kliniken des Universitätsspitals Bern, mehreren Departementen der Universität Bern und dem Diabetes Center Berne eine randomisierte, kontrollierte klinischen Studie mit einer Kohorte von 105 adipösen Kindern und Jugendlichen durch.
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Prof. Dr. Philipp Schütz, Präsident der GESKES, Med. Universitätsklinik, Kantonsspital Aarau, Schweiz
Seit
dem 1. Juli 2021 gibt es in der Schweiz den interdisziplinären
Schwerpunkt Ernährungsmedizin mit dem Ziel, Ärztinnen und Ärzten aller
Fachrichtungen eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung in
Ernährungsmedizin zu ermöglichen. Dies kommt nun zu einer Zeit, wo
ernährungsabhängige Erkrankungen wie Mangelernährung, aber auch
Adipositas, weltweit stark zunehmen. Gleichzeitig gibt es mehr und mehr
Evidenz, die klar aufzeigt, dass eine adäquate und individualisierte
Ernährungstherapie bei Mangelernährung das klinische Outcome
verbessert.[1]. Auch erhöhen sich die Komplexität und das Wissen sowie
die praktischen Fähigkeiten zur künstlichen Ernährung, insbesondere
bezüglich enteral, parenteraler Ernährung kontinuierlich. Mit der
Etablierung von Institutionen, die einen ernährungsmedizinischen
Schwerpunkt aufweisen, soll die klinische Ernährung in
interdisziplinären und interprofessionellen Teams gestärkt und die
wissenschaftlich fundierte Ernährungsmedizin gefördert werden. Dies soll
sich auch auf die Aus-, Weiter- und Fortbildung von Ärztinnen und
Ärzten im Bereich klinische Ernährung auswirken. Die Weiterbildung
besteht aus theoretischen und praktischen Teilen, welche an anerkannten
Weiterbildungsstätten erworben werden sollen.
Inzwischen haben
erfreulicherweise bereits 26 Ärztinnen und Ärzte den interdisziplinären
Schwerpunkt Ernährungsmedizin in der Schweiz erlangt und 11 Zentren
wurden als Ausbildungskliniken zertifiziert. Wir gratulieren allen
Titelträgerinnen und -trägern und allen Ausbildungskliniken und danken
für die grosse Unterstützung zur klinischen Verankerung der Ernährung in
den Spitälern.
Literatur: Schuetz P, Fehr R, Baechli V, et al.
Individualised nutritional support in medical inpatients at nutritional
risk: a randomised clinical trial. Lancet. 2019 ;393(10188):2312–21.
Informationen
zum Titelerhalt und den Weiterbildungsstätten des interdisziplinären
Schwerpunktes Ernährungsmedizin entnehmen Sie bitte der GESKES Homepage:
www.geskes.ch
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Tags: gesellschaftsnachrichten ernährung 2023 fortbildungstermine
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