Enterale Ernährungsintoleranz bei Kritisch-Kranken

Enterale Ernährung ist die Methode der Wahl für die Nährstoffversorgung kritisch kranker Patienten, welche nicht imstande sind, orale Kost zu sich zu nehmen (Singer P; Clin Nutr 2019; 38:48). Dennoch stellt es sich oft schwierig dar, enterale Ernährung so wie geplant durchzuführen, da die enterale Ernährungsintoleranz (Enteral Feeding Intolerance; EFI) ein häufiges Problem bei Intensivpatienten ist (Heyland DK; Crit Care Med 2021; 49:49). Die EFI ist ein Syndrom der gastrointestinalen (GI) Dysfunktion assoziiert mit enteraler Ernährung, wobei eine genauere Definition umstritten bleibt. Patienten mit EFI werden seltener bedarfsdeckend ernährt, sind länger maschinell beatmet und weisen eine erhöhte Mortalität auf, insbesondere, wenn mehrere Episoden einer EFI auftreten (Heyland DK; Crit Care Med 2021; 49:49, Hu B; JPEN 2020; 44:855).

Basierend auf dieser Evidenz sollte die EFI als eine Manifestation der GI-Dysfunktion und letztere als eine zusätzliche Organdysfunktion anerkannt werden (Reintam Blaser A; Clin Nutr 2021; 40:4932). Die unterschiedlichen Pathomechanismen der EFI sind bisher unzureichend erforscht. Zudem ist unklar, ob EFI in der frühen Phase einer schweren Krankheit als eine initial physiologische Adaptation gesehen werden sollte (Reintam Blaser A; Nutr Clin Pract 2021; 36:40). Es stellt sich somit die Frage, ob und wann eine EFI toleriert und wann sie konsequent und aggressiv behandelt werden sollte.