Welchen Einfluss haben Entzündungsvorgänge auf den Appetit?

Bereits in der Vergangenheit haben Querschnittsstudien eine signifikante Assoziation von Inflammation und reduzierter Nahrungsaufnahme sowohl im Tierexperiment als auch bei verschiedenen Patientengruppen gezeigt. Bisher gab es aber fast keine klinischen Untersuchungen zum Einfluss der Inflammation auf den subjektiv erlebten Appetit. Dieser kann sich von der eigentlichen Nahrungsaufnahme erheblich unterscheiden, da manche Patienten sich trotz geringem Appetit zur Nahrungsaufnahme zwingen bzw. die Energieaufnahme aus therapeutischen Gründen, z. B. durch energiedichte Nahrungssupplemente, gesteigert wird.

Eine der wenigen Studien, die diesen Zusammenhang bisher untersucht hat, fand bei Dialysepatienten einen deutlichen Zusammenhang zwischen Inflammationsmarkern wie CRP und Interleukin 6 und dem generellen Appetitgefühl (Carrero JJ; Am J Clin Nutr 2007; 85:695).

Dass diese Assoziation nicht nur in dieser Patientengruppe und nicht nur bei chronischer Inflammation besteht, ist naheliegend. Im klinischen Alltag ist immer wieder zu beobachten, dass Patienten im Rahmen einer akuten inflammatorischen Erkrankung ihren Appetit verlieren, der dann erst im Rahmen der Rekonvaleszenz zurückkehrt. Einen im Verlauf einer Erkrankung zurückkehrenden Appetit wussten schon unsere Vorväter als ein gutes Zeichen und ein Zeichen der fortschreitenden Genesung zu deuten.