INTENSIV-News
Entgegen der vielfach geäußerten Meinung, dass Mikronährstoffmängel bei
einer gemischten mitteleuropäischen Ernährungsweise nicht zu erwarten
sind, können schwerwiegende Mangelzustände bei verschiedensten
PatientInnengruppen häufig auftreten und das betrifft vor allem Thiamin,
das Vitamin B1. Ein Thiaminmangel ist eben mehr als nur das klassische
Beri-Beri aus Südostasien durch den Verzehr von geschältem Reis oder der
Wernicke-Enzephalopathie bei PatientInnen mit Leberzirrhose, er kann in
unterschiedlichsten Situationen zu schwerwiegenden Komplikationen und
auch zu einer Verschlechterung der Prognose führen.
Thiamin ist ein
kritischer Ko-Faktor einer Reihe von Enzymen des Energiestoffwechsels,
das wichtigste die Pyruvat-Dehydrogenase, die für die Umwandlung von
Pyruvat in Acetyl-CoA verantwortlich ist, aber auch die
a-Ketoglutarat-Dehydrogenase im Citrat-Zyklus selbst (siehe Abbildung),
und auch im Pentosephosphat-Stoffwechselweg. Ohne Thiamin gibt es keinen
funktionstüchtigen Trikarbonsäurezyklus, keinen unbehinderten aeroben
Energiestoffwechsel im Mitochondrion, das angestaute Pyruvat wird in
der Folge zu Laktat übergeführt und führt so zur Laktatazidose: Ohne
Thiamin „ist der Stecker draußen“ (Zitat Mathias Plauth).
Durch die
zentralen Funktionen im Energiestoffwechsel trägt ein Mangel zu einem
ungünstigen Krankheitsverlauf insgesamt bei. Da die mitochondriale
Dysfunktion ein zentrales Ereignis bei Sepsis und multiplem
Organdysfunktionssyndrom (MODS) darstellt, wurde eine Thiamingabe bei
AkutpatientInnen daher auch als „mitochondrial resuscitation“
bezeichnet (Donnino MW; Resuscitation 2024; 198:110158).
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Tags: intensiv-news intensivmedizin thiaminmangel schwerwiegende komplikationen energiestoffwechsel intensivpatienten mangel-fehlernährung akuterkrankungen
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