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Immunparalyse bei Sepsis:

Fakt oder Fiktion?


Chronic critical illness from sepsis is associated with an enhanced TCR response.        

Borken F, Markwart R, Requardt RP, Schubert K, Spacek M, Verner M, Rückriem S, et al.                         J Immunol 2017; 198:4781-4791


Sepsis – Chaos im Immunsystem

Das Krankheitsbild der Sepsis ist durch eine systemische Ausbreitung einer oftmals harmlosen initialen Infektion gekennzeichnet, die im weiteren Verlauf zu hämodynamischen Störungen bis hin zum multiplen Organversagen führen kann.

Das komplizierte und heterogene Krankheitsbild hat den Konsensus zu einer genauen Definition der Sepsis über die letzten Jahre schwierig gestaltet (zuletzt Ende 2016, siehe Beitrag von Brunkhorst FM & Bauer M in dieser Ausgabe). Über einige Punkte jedoch herrscht weitgehend Einigkeit: Sepsis ist, im Grunde, eine immunologische Erkrankung; Sepsis ist die Folge einer fehlgeleiteten und außer Kontrolle geratenen Immunreaktion des Patienten.

Charakteristisch ist die initiale, übermäßige und ausufernde Produktion von pro-inflammatorischen Mediatoren und Zytokinen, die über viele Jahre als Hauptverursacher des Organversagens und letztlich für die hohe Mortalität der Sepsis verantwortlich gemacht wurde.

Eine Abschwächung dieser, unter Immunologen auch gerne als „Zytokinsturm“ bezeichneten, frühen Entzündungsphase in der Sepsis war folgerichtig über die letzten 20 Jahre deklariertes Ziel von über 50 klinischen Studien, die jedoch allesamt fehlschlugen und keinen Nutzen für die Patienten erbrachten (Marshall JC; Trends Mol Med 2014; 4:195).

Auf der Grundlage dieser Fehlschläge entstand nach weiteren Untersuchungen das Modell eines körpereigenen Regulationsmechanismus in Form einer kompensatorischen anti-inflammatorischen Antwort auf den Zytokinsturm zur systemischen Deaktivierung des Immunsystems und Wiederherstellung der Immunhomöostase (englisch „CARS“ für „compensatory anti-inflammatory response syndrome“) (Ward NS; Clin Chest Med 2008; 4:617).

Darauffolgende Untersuchungen zeigten jedoch wenig später auf, dass Hyper-Inflammation und Immunsuppression beim septischen Patienten oftmals zeitgleich erscheinen und verlaufen, was zu dem inzwischen weit verbreiteten Konzept einer generellen immunologischen Dysregulation, bestehend aus pro-inflammatorischen und immunsupprimierenden Komponenten, führte.

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Tags: intensiv-news sepsis immunparalyse 

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