INTENSIV-News
Spätestens seit der US-amerikanischen TV-Serie Emergency Room ist auch
im deutschsprachigen Raum die Bedeutung eines „Code Blue“ bekannt. Der
Begriff beschreibt einen medizinischen Notfall im Krankenhaus, der das
Eingreifen eines Notfallteams erfordert und in der Regel zu einer
Reanimation führt. Es gibt auch andere standardisierte Codes in der
US-amerikanischen Krankenhauswelt – so beschreibt etwa ein „Code White“
meist einen Kindernotfall, während ein „Code Red“ einen Feueralarm
darstellt (siehe z. B. Californias‘ standardized healthcare emergency
codes).
In einem Blog der New York Times vom April 2014 schlägt
nun Jessica Nutik Zitter, eine in Kalifornien praktizierende
Intensivmedizinerin und Palliativmedizinerin, einen „Code death“ für
sterbende Patienten vor (http://well.blogs.nytimes.com/2014/04/10/a-better-way-to-help-dying-patients).
Dieser
Vorschlag könnte als plakative, um einen hohen Aufmerksamkeitsgrad
ringende Wortspende abgetan werden, würden darin nicht gravierende
Probleme angesprochen, die zweifellos auch das Sterben in unseren
Krankenhäusern betreffen. Nicht zufällig schlägt Nutik Zitter einen
Begriff vor, der mit Notfall assoziiert wird. Häufig wäre ja tatsächlich
ein „Code Death“ die adäquatere Beschreibung als ein „Code Blue“, wenn
in aussichtslosen Situationen am Lebensende eines Menschen noch das
Reanimationsteam gerufen wird und im schlimmsten Fall das
medizinisch-technisch Machbare alleine deswegen eingesetzt wird, weil es
unmöglich erscheint, den Tod einfach geschehen zu lassen. Die nicht
erfolgte Reanimation oder Aufnahme an die Intensivstation wird in dieser
fehlgeleiteten Perspektive als Versagen, nicht alles getan zu haben,
gesehen, auch wenn ein nahezu automatisiert ablaufender Aktionismus
offensichtlich nur das bereits unaufhaltbare Sterben eines Menschen
verlängert. Ein medizinischer Prozessablauf statt eines letzten und
unwiderruflichen existenziellen Moments.
Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.