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Ernährung bei Intensivpatienten

Wie (traurig) ist die Realität?


Nutrition therapy in the critical care setting: What is "best achievable" practice? An international multicenter observational study

Cahill NE, Dhaliwal R, Day AG, et al.                                                                                                                       Crit Care Med 2010; 38:395-401

Department of Community Health and Epidemiology, Queen's University, and Clinical Evaluation Research Unit, Kingston General Hospital, Kingston, ON, Canada.


Mittlerweile haben auch die hartnä­ckigsten Ernährungsnihilisten akzeptieren müssen, dass eine individuell adaptierte und optimierte Ernährungstherapie zur Basisversorgung jedes kritisch-kranken Patienten gehört. Eine rechtzeitig begonnene, quantitativ ausreichende, qualitativ optimierte Ernährung hat einen wesentlichen Einfluss auf den Krankheitsverlauf, insbesondere die Ausbildung von Infektionen und auch für die Prognose. Alle relevanten nationalen und internationalen Gesellschaften haben entsprechende Richtlinien erlassen, wie die Ernährung  bei Kritisch-Kranken vorgenommen werden sollte.

Aber werden diese Richtlinien zur Ernährungstherapie des Intensivpatienten in der Praxis tatsächlich umgesetzt? Als therapeutische Maßnahme, die traditionell bei Intensivisten eine wesentlich geringere Aufmerksamkeit erhält als etwa die Beatmungstherapie oder der Nierenersatz, besteht hier in der Praxis eine Diskrepanz zwischen „Wunsch und Wirklichkeit“, zwischen dem was empfohlen und dem, was am Krankenbett gemacht wird?
Aus dieser Warte ist diese neue multinationale Beobachtungs-Studie von der Heyland-Gruppe aus Kanada sehr aufschlussreich, bei der fast 3000 Patienten von 85 Intensivstationen aus 20 Ländern inkludiert worden sind.

Die Ergebnisse sind bemerkenswert und illustrieren, dass die derzeitige Praxis der Intensivernährung noch weit vom Empfehlungsstandard entfernt ist. Sie zeigen aber auch, wo Verbesserungen vorgenommen werden sollten und sollen daher kurz zusammengefasst werden: 

  • Bei der Frage, ob und welche Ernährung eingesetzt wurde, zeigte sich, dass immerhin fast 20% (!) der Patienten überhaupt keine Ernährung erhielten, 62% ausschließlich enteral, 12% ausschließlich parenteral und nur 7% kombiniert enteral und parenteral ernährt wurden.

Bezüglich der internationalen Empfehlung, eine Ernährungstherapie frühzeitig, also innerhalb von 24 Stunden, jedenfalls < 48 nach Aufnahme einzuleiten, wurde die enterale Ernährung durchschnittlich nach 46 Stunden begonnen. In 39% der Intensivstationen wird eine Ernährung jedoch erst nach 48 Stunden eingeleitet, nur in 13% der Intensivstationen innerhalb der empfohlenen 24 h.

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Tags: intensiv-news ernährung enteral parenteral 

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