Die Metalloprotease ADAMTS12 als Schnittstelle zwischen Fibrose und Heilung

Fibrose als gemeinsame Endstrecke chronischer Gewebeschädigungen

Aktuelle Studien gehen davon aus, dass Fibrose an über 45% aller Todesfälle der westlichen Welt beteiligt ist (Henderson NC; Nature 2020; 587:555). Die Fibrose ist definiert als pathologische Ablagerung extrazellulärer Matrix (EZM) nach einer Organschädigung. Während Fibrose initial essenziell ist, um die Gewebeintegrität  zu erhalten und z. B. ein Aneurysma oder eine Ruptur des Ventrikels nach Myokardinfarkt zu verhindern, führt langfristig die kontinuierliche Ablagerung extrazellulärer Matrix zu einer Verdrängung von gesundem Parenchym und einem sekundären ­Organfunktionsverlust.

Die Fibrose gilt dabei als die gemeinsame Endstrecke chronischer Gewebeschädigungen, welche auf molekularer und zellulärer Ebene in unterschiedlichen Organen ähnlich verläuft.

Fibrose in der chronischen Nierenkrankheit

Auch die chronische Nierenkrankheit (chronic kidney disease - CKD), an der aktuell weltweit ca. 850 Millionen PatienInnen leiden, ist durch eine progressive interstitielle Fibrose gekennzeichnet. Aufgrund einer alternden Bevölkerung gehen aktuelle Schätzungen davon aus, dass diese Zahl in Zukunft weiter steigen wird. Die Kombination der hohen Prävalenz und einer stark erhöhten Morbidität und Mortalität macht die CKD damit zu einem der bedeutendsten Krankheitsbilder des 21. Jahrhunderts. Das Ausmaß der interstitiellen Fibrose in Nierenbiopsien korreliert deutlich mit dem CKD-Stadium und ist ein Prädiktor der verbleibenden Zeit bis zum dialysepflichtigen Nierenversagen (Josephy HM; Am J Nephrol 2016; 44:289). Passend hierzu deuten Tierversuche darauf hin, dass eine Unterdrückung der Fibroseentwicklung die Nierenfunktion erhält und somit einen innovativen neuen Therapieansatz darstellt (Kramann R; J Clin Invest 2015; 125:2935).